Gelsenkirchen. Die IG Metall hatte die Vaillant-Belegschaft zum eintägigen Warnstreik aufgerufen. Lautstark protestierten die Mitarbeiter gegen die Gangart der Geschäftsleitung.

Sie tragen schwarze T-Shirts mit weißer Aufschrift: „Nein zur Vaillant-Werkschließung Gelsenkirchen“. Auf Transparenten bringen sie ihre Wutaspekte auf den Punkt. Etwa so: „110 Millionen jährliche Einsparungen? Schämt euch ... Gebt uns was ab.“ Oder auch so: „Schäm dich Vaillant. Eure Taschen haben wir euch voll gemacht – und ihr macht uns arbeitslos!“ Dienstag steht die komplette Belegschaft so vor dem Maritim Hotel. Und pfeift.

Die Fronten sind verhärtet. Seit Monaten bemüht sich der Vaillant-Betriebsrat um seine Vorsitzende Yasemin Rosenau gemeinsam mit der IG Metall um Standortsicherheit für das bis März 2018 von Schließung bedrohte Werk in Gelsenkirchen.

Geschäftsleitung ist vor Ort, um den Wirtschaftsbericht vorzustellen

Dieser Kampf scheint verloren. Jetzt geht es um sozialverträgliche Lösungen – übrigens auch für Teile der Belegschaft am Standort Remscheid. Die IG Metall hat die 200-köpfige Belegschaft ganz bewusst an diesem Dienstag zum eintägigen Warnstreik aufgerufen. Der europäische Vaillant-Betriebsrat tagt. Und heute ist auch die Geschäftsleitung dabei, um den Wirtschaftsbericht zu präsentieren.

Nachdenklich sind viele Vaillant-Beschäftigte. Wie wird es weiter gehen?
Nachdenklich sind viele Vaillant-Beschäftigte. Wie wird es weiter gehen? © Funke Foto Services

Was der Gewerkschaftskampf erprobte IG Metall-Bevollmächtigte Robert Sadowsky und Betriebsrätin Yasemin Rosenau während ihrer Reden vor dem Haupteingang des Hotels nicht wissen: Im lauschigen Biergarten des Maritims sitzen zeitgleich die Vaillant-Geschäftsführer; vorne lässt sich keiner blicken. Dort, wo Rosenau einfordert: „Wir wollen heute und hier Antworten. Wir machen so lange Krach, bis sie raus kommen. Das erwarte ich auch von Geschäftsführern.“ Antworten soll Arbeitgeber Vaillant darauf, warum es noch kein adäquates Angebot für einen anständigen Sozialplan gibt. Was bisher vorliegt sei, wie Sadowsky es kommentiert, „eine Verhöhnung der Belegschaft, die sich für Vaillant krumm gelegt hat“. Er nennt ein Beispiel: 27 600 Euro Abfindung soll eine Montiererin bekommen, die 30 Jahre bei Vaillant gearbeitet hat. „Völlig indiskutabel!“

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Dann macht die Runde, wer da ums Hauseck unter einem schattigen Zeltdach sitzt ... und so geht es zum Biergarten. Aber, einer nach dem anderen gehen die Herren ins Haus. Unternehmenssprecher Dr. Jens Wichtermann wird kurz darauf vorgeschickt, kann aber eigentlich nichts sagen. Dann kommt Personalchef Norman Gehrke, der daran erinnert: „Wir sind eigentlich hier, um uns mit dem europäischen Betriebsrat zu treffen. Natürlich ist Gelsenkirchen ein Thema.“ Im Einigungsstellen-Verfahren, so Gehrke, „werden die Mitarbeiter-Belange bestmöglich berücksichtigt“.

Was auch immer das heißt, Robert Sadowsky jedenfalls kündigt an: „Die Maschine läuft. Wenn es keine Einigung gibt, werden wir zur Urabstimmung aufrufen und für den Sozialtarifvertrag streiken.“