Gelsenkirchen. Der Gelsenkirchener Goldesel ist krank. Das Geschäftsjahr 2015 beförderte bei den Stadtwerken einen Fehlbetrag von rund 9 Millionen Euro zutage.

Der Gelsenkirchener Goldesel ist krank. Hat die Stadtwerke GmbH (SG) in den vergangenen Jahren der Kämmerei oft einen hübschen Überschuss in siebenstelliger Höhe zukommen lassen können, obwohl stark defizitäre Träger der Gruppe quersubventioniert werden mussten, ist es damit nun endgültig vorbei. Das Geschäftsjahr 2015 beförderte einen Fehlbetrag in Höhe von rund 9 Millionen Euro zutage!

Die Gründe für dieses Desaster sind identifiziert. Zum einen gab es die Abschreibung aus der Kurseinbuße der RWE-Aktie in Höhe von 3,9 Millionen Euro. Zum anderen erzielten die Stadtwerke aus der Verpachtung der Energienetze deutlich weniger als zuvor. Lag das Ergebnis vor Steuern hier in den Jahren 2013 und 2014 noch bei knapp über 15 Millionen Euro, waren es in 2015 mit 8,974 Millionen Euro rund 6 Millionen Euro weniger. Die Umsatzerlöse aus dem Energiegeschäft lagen mit rund 12,3 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahr (17,1 Millionen Euro). Daran änderten auch der Kauf und die Verpachtung eines Strom-Mittelspannungsnetzes zum 1. Januar 2015 nichts. Auch nicht die um 50.000 auf 732.000 Euro angestiegenen Erlöse aus dem Wärmeverkauf in Resse und Hassel.

Damit stellt sich ein, was SG-Geschäftsführer Ulrich Köllmann und der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Klaus Haertel (SPD) in der jüngeren Vergangenheit immer mal wieder durch die Blume angedeutet hatten: Die goldenen Jahre sind vorüber. „Die Entwicklung 2015 ist aber nicht gleichbedeutend mit der für 2016“, stellte Köllmann im WAZ-Gespräch eine Beruhigung bereits für das laufende Geschäftsjahr in Aussicht. Die Planungen gehen von einem Ergebnis vor Steuern in Höhe von 1,120 Millionen Euro aus. Das würde auf dem Niveau von 2014 (1,079 Millionen Euro) liegen. Der Überschuss würde voraussichtlich 10.000 Euro betragen, plusminus (in 2014: 7000 Euro).

Liquidität der Gruppe bleibt stabil

Haertel betonte, „dass das Stammkapital der Stadtwerke zum Ausgleich des Fehlbetrages nicht angeknabbert werden muss“. Die Rücklagen reichten aus. Harte Maßnahmen, wie betriebsbedingte Kündigungen, seien kein Thema. Die Liquidität der Gruppe, so Köllmann, sei stabil und die Stadtwerke in ihrer Existenz durch den Fehlbetrag nicht gefährdet. Die SG hätte die Bilanzsumme um 3,8 Prozent auf rund 212 Millionen Euro gesteigert.

Ulrich Köllmann ist Geschäftsführer der Stadtwerke Gelsenkirchen GmbH.
Ulrich Köllmann ist Geschäftsführer der Stadtwerke Gelsenkirchen GmbH. © Foto: Martin Möller / Funke Fot

Allerdings, das betonten beide im WAZ-Gespräch, müssten Maßnahmen ergriffen werden, um das strukturelle Defizit auszugleichen, das es seit Jahren gäbe. Die Frage nach dem künftigen Bäderkonzept konnten Köllmann und Haertel noch nicht beantworten. Haertel dazu: „Der Aufsichtsrat hat der Geschäftsführung einige Prüfaufträge mit auf den Weg gegeben, die abgearbeitet werden müssen.“ Wenn die Antworten vorlägen, so der Aufsichtsratsvorsitzende, könne die Diskussion weitergehen. Köllmann: „Das wird voraussichtlich erst im Winter sein.“

Für die Defizite sorgen wie in den letzten Jahren der Bereich Sportparadies/Bäder mit 6,414 Millionen Euro (Vorjahr: minus 7,278 Millionen Euro), der Zoom mit 6,213 Millionen Euro (Vorjahr: minus 6,123 Millionen Euro) und emschertainment mit 1,124 Millionen Euro (Vorjahr: minus 975.000 Euro).

Starke Töchter innerhalb der Stadtwerke-Gruppe sind auch für das Geschäftsjahr 2015 Gelsen-Log. (Logistik, Hafen und Best Western-Hotel) mit einem Gewinn in Höhe von 857.000 Euro (Vorjahr: mit Einmaleffekt 1,795 Millionen Euro) und die Kommunikationsgesellschaft Gelsen-Net, die mit 971.000 Euro (Vorjahr: 644.000 Euro) das geplante Ergebnis deutlich übertraf.

Kommentar: Der Handlungsdruck steigt 

Es hat sich nichts verändert. Die Geschäftsbereiche, die jedes Jahr aufs Neue für die Defizite sorgen, sind bekannt. Der Zoom bleibt dabei als starke nationale Marke unantastbar und die emschertainment GmbH sollte als hochkarätige städtische Veranstaltungsgesellschaft ebenso sakrosankt sein.

Bleibt, das werden viele Menschen nicht gerne lesen, der Bereich Sportparadies/Bäder, der umgestaltet werden muss. Der Handlungsdruck an dieser Stelle steigt zunehmend. Die Bilanzzahlen für das Geschäftsjahr 2015 verdeutlichen dies.

Will die Stadt von ihrer Tochter profitieren, sollen Überschüsse helfen, der Kämmerin das Leben zu erleichtern, muss etwas passieren. Im Winter soll die Diskussion um eine Neuaufstellung voraussichtlich weitergehen. Sie wird nicht weniger emotional geführt werden als die letzte. Das ist sicher.