Gelsenkirchen. Zu Wasser, Gas und Strom kommen verstärkt Beteiligungen und Dienstleistungen. Der Konzern erzielt 2015 einen Jahresüberschuss von 84,4 Millionen Euro.

662 Euro kostete am Mittwoch die Gelsenwasser-Aktie. 3.437.500 Stück halten die Aktionäre. In Streubesitz sind allerdings nur 1,3 Prozent frei verfügbar. Immerhin: 21,16 Euro Ausschüttung pro Aktie gibt es für Kleinaktionäre. Umgerechnet sind das 3,2 Prozent Rendite. „Im heutigen Marktumfeld ist dass ein respektabler Wert“, betonte Henning Deters, Vorstandsvorsitzender der Gelsenwasser AG Mittwoch bei der Hauptversammlung.

25,07 Euro je Aktie gehen an die Mehrheitsgesellschafter: Die Stadtwerke Bochum und Dortmund halten über die Wasser und Gas Westfalen GmbH & Co. Holding KG rund 93 Prozent des Grundkapitals. 2015 fließen dafür im Rahmen des Gewinnabführunsgvertags wie im Vorjahr 78,1 Millionen Euro in die beiden Revierstädte. Dort wird man Deters’ Einschätzung teilen: „Wir konnten ein robustes Ergebnis erzielen. Das streben wir auch 2016 an.“

Neuer Kunde für die zentrale Gasbeschaffung

Bei Umsatzerlösen von 996,5 Millionen (+ 94,5 Millionen) Euro hat Gelsenwasser einen Jahresüberschuss von 84,4 Millionen Euro (2014: 93 Millionen Euro) erwirtschaftet. Das Umsatzplus erklärt Gelsenwasser mit dem Gewinn eines neuen Kunden für die zentrale Gasbeschaffung.

1446 Beschäftigte hatte der Konzern 2015, 4795 waren es in der deutschlandweit und international aufgestellten Gruppe. Wasser ist und bleibt das Kerngeschäft des Konzerns – auch wenn der Absatz weiter rückläufig ist: 228,4 Millionen Kubikmeter (-27,5 Millionen) waren es 2015. Den Rückgang begründet Deters mit dem Verkauf der französischen Tochter NES und der um 6,5 Millionen Kubikmeter zurückgegangenen Nachfrage aus der Industrie. Wasser beschäftigt das Unternehmen natürlich auch mit Blick auf Ressourcenschutz: TTIP, Fracking, aber auch die Düngemittelverordnung und die Novellierung des Landeswassergesetzes sind hier die Themen. Deters warb erneut dafür, die hohen technischen Standards der deutschen Wasserversorgung nicht zu gefährden, das bewährte Prinzip der kommunalen Organisation der Wasserversorgung nicht aufzuweichen, vor allem aber forderte er: „Alle Maßnahmen müssen konsequent kontrolliert und Verstöße geahndet werden. Es darf keine Schlupflöcher geben.“

Dienstleistung in verschiedenen Geschäftsbereichen

Im Geschäftsfeld Energie hat Gelsenwasser zugelegt: Der Gasabsatz stieg um 25,5, der Stromabsatz um 26,1 Prozent, auch die kommunalen Beteiligungen wurden ausgebaut: Gelsenwasser betreibt über eine Tochter beispielsweise in 48 Städten und Gemeinden Gasverteilernetze. Als Wachstumsfeld sieht der Konzern auch die Sparte Dienstleistung in verschiedenen Geschäftsbereichen.

Die Gesamtaufstellung scheint auch Aktionärsvertreter zu überzeugen. An einer Aktie mit zwei Jahren Aufwärtstrend und festen Ausschüttungen „haben wir als Aktionäre große Freude“, betonte Dietmar Erlebach von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und bekräftigte: „Wir stehen finanziell solide dar, es geht uns gut“, was Vorstand und Aufsichtsrat wohl unterstreichen dürften. Anders als die Kritik an der – auch durch die Gemeindeordnung NRW bedingten – Mandatsfülle für manchen Aufsichtrat: So bringt es Thomas Eiskirch als Oberbürgermeister von Bochum vor allem qua Amt auf rund 20 Aufsichtsratsmandate (die Bezüge führt er ab). „Wie werden sie dem gerecht?, fagte sich Josef Gemmeke von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Er sieht die Ämterhäufung als Risiko.