Gelsenkirchen. . In Erle hat man sich in St. Elisabeth auf die geriatrische Frührehabilitation spezialisiert und setzt dabei auf interdisziplinäre Zusammenarbeit.

„Uns ist es wichtig, dass der Patient so lange wie möglich seine Eigenständigkeit behält“, sagt Susanne Klawonn-Schultes. Sie ist Ergotherapeutin – und Teamplayerin. Von Berufswegen. Denn diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ist es, welche die geriatrische Frührehabilitation im Erler Krankenhaus auszeichnet und die die Einrichtung beim WAZ-Medizinforum einem kleinen aber interessierten Publikum vorstellt.

„Unsere Ziele sind die Verbesserung der körperlichen Belastung und der Hirnleistung, sowie der sozialen Teilhabe. Das bedeutet, dass Menschen vielleicht wieder am gemeinsamen Essen in ihrem Umfeld teilnehmen können“, erklärt Dr. med Willi Leßmann, einer der Leitenden Ärzte der Geriatrie. „Wir möchten die Rückkehr oder dem Verbleib in der häuslichen Umgebung erreichen und die Abhängigkeit von Pflegepersonal vermeiden. Um das zu schaffen, verfolgen wir einen multiprofessionellen Therapieansatz. Das bedeutet eine intensive Beschäftigung mit jedem einzelnen Patienten.“

Erleichterung für den Alltag

Auf dem Tisch vor Susanne Klawonn-Schultes liegen ein paar Papiere. Es sind Testbögen. „So schauen wir, wo genau im Falle einer Demenz die Defizite sind.“ Gleichzeitig kann solch Training fürs Köpfchen auch schon helfen. „Das Gehirn lebt von der Aktivität und der Bewegung.“ Dies ist nur ein Punkt von fünf der so genannten „Multidimensionalen Assessment“. Sie alle dienen der Diagnose. „Die ist nämlich ganz anders, als sie das vom Hausarzt kennen“, erklärt Peter Tjardes, auch Leitender Arzt der Geriatrie. Zunächst aber werde die körperliche Gesundheit unter die Lupe genommen, alle Erkrankungen zusammen getragen. Dazu gehört auch zu schauen, welche Medikamente sich mitunter nicht vertragen. Die psychische Gesundheit ist der nächste Punkt auf der Liste. „Schmerz zum Beispiel macht auch etwas mit dem Seelenleben.“ Zu diesem Bereich gehört aber auch, eigene unabänderliche Defizite anzunehmen. Auch die soziale Gesundheit und der wirtschaftliche Status spielen eine Rolle. „Für uns ist es wichtig zu klären, ob es Ansprechpartner gibt und mit ihnen zusammen zu arbeiten“, so Verena Büning, Leiterin des Sozialdienstes. Denn das soziale Umfeld muss mitarbeiten, Patienten motivieren, sich anzustrengen. Denn Punkt fünf ist die Fähigkeit zur Selbsthilfe. Und hier sind die Patienten gefragt.

Findige Mittel, um den Alltag zu bewältigen

Kleine Helferlein bringen da echte Erleichterung. „Die guten alten Hosenträger sind prima, um sich eine Hose anzuziehen“, so Susanne Klawonn-Schultes. Sie hat auf ihrem Tisch auch eine Verlängerung für einen Kamm, falls die Arme nicht mehr so wollen. „Gerade bei uns Frauen ist ja wichtig, dass die Haare liegen“, begegnet die Therapeutin dem Thema mit Humor. „Unser Ziel ist ein guter Erhalt oder Wiederherstellung der Eigenständigkeit unter Berücksichtigung vieler Erkrankungen und der Psyche, eventuell auch sozialer Probleme“, so Peter Tjardes.

Immer wieder überraschen die Therapeuten mit findigen Mitteln, den Alltag zu bewältigen. Susanne Klawonn-Schultes zeigt Besteck mit besonders dicken Griffen für Patienten, die die Finger nicht mehr krümmen können. Oder Sockenanzieher. Mittendrin in der Auslage liegt ein dicker Ball. Jedes seiner Wabenfelder ist bedruckt mit Themen. Die Ergotherapeutin führt das Spiel vor, fängt den Ball und greift das Feld „Mein Hobby“. Sie erklärt: „So können sich Patienten spielerisch kennenlernen und gebrauchen wieder ihr Köpfchen.“ Dann räumt sie noch mit einem Vorurteil auf: „Wir machen ganz vieles – aber basteln tun wir grundsätzlich nicht.“