Gelsenkirchen. Klaus Koschei fühlt sich wohl in Rotthausen und in seinem Stammlokal.

In Rotthausen fühlt sich Klaus Koschei wohl. Hier ist er geboren, aufgewachsen und sagt: „Hier werde ich wahrscheinlich auch sterben.“ Genauso, wie er hier viele Geschichten erlebt hat, hat auch der Stadtteil seine Geschichte.

„Wir hatten bis in die 80er-Jahre 32 Gaststätten. Durch den Strukturwandel sind jetzt gerade einmal fünf übrig geblieben“, erzählt der 60-Jährige, während er sein kühles Blondes zum Trinken ansetzt.

„Auch die Einwohnerzahl ist geschrumpft. Das kann man quasi an der Gaststättenkultur ablesen.“ Sein Stammlokal „Bei Onkel Hans“ besteht allerdings immer noch – auch wenn in veränderter Form. Dem Kneipenbetrieb, der seit 1910 existiert, ist mittlerweile ein zweiräumiger Restaurantbereich angeschlossen. Besitzer Franz „Charly“ und seine Frau Marianne Martinik betreiben den Laden seit 36 Jahren am gleichen Standort und seien damit die dienstältesten Wirtsleute im Gelsenkirchener Süden. Einiges wurde in der Zeit umgebaut, ein Biergarten ist hinzugekommen. Die ehemalige Einsatzzentrale der Taubenvereinigung im Hinterhof wurde mittlerweile zu einer Kegelbahn umgebaut.

Freundschaft durch Sport

„Die Tauben-Wettflüge waren damals die Pferderennen des kleinen Mannes“, erzählt Klaus Koschei. Der leidenschaftliche Sportfan ist jeden Freitag in der Gaststätte. „Seit ungefähr 20 Jahren findet hier die dritte Halbzeit meines Volleyball-Vereins statt.“ Dann erholt er sich zusammen mit acht bis zehn Mitspielern.

Zum Schnitzeltag am Sonntag schaut er oft mit seiner Familie vorbei. „Meine Enkeltochter freut sich dann immer auf ihre Pommes mit Mayo und ein Dunkelbier.“ Von der gutbürgerlichen Küche und den Unterhaltungen an der „Ruhrgebietstheke“ hält der Stammgast viel. „Ab und an lasse ich hier auch mal meinen Abend ausklingen. Eigentlich treffe ich immer bekannte Gesichter.“

Er selbst legte „Bei Onkel Hans“ auch schon bei Feierlichkeiten als Hobby-DJ auf. „Bei Kaffee und Kuchen wurde dann zu deutschen Schlagern Foxtrott und Walzer getanzt.“ Neben seiner Liebe zum Volleyball spielt der selbstständige Versicherungskaufmann, der auch erster Vorsitzender des Rotthauser Netzwerks ist, Tennis, Pool und fährt Fahrrad. Die Sportarten übt er oft gemeinsam mit dem Wirt des Gastronomiebetriebs aus. Durch den Sport sei zwischen den beiden eine Freundschaft entstanden. Gemeinsame Urlaube nach Südtirol und nach Mallorca mit den Familien seien mittlerweile Standard.

Sein Herz schlägt einfach nicht Blau-Weiß

Erst kürzlich hat Klaus Koschei eine Tour durchs Ruhrgebiet für 50 Stuttgarter organisiert, mit Halt bei „Bei Onkel Hans“. „Die waren alle sehr begeistert und verwundert, was es im Pott für anschauliche Orte gibt.“ Der Gelsenkirchener Fußballkult um Schalke 04 hingegen lässt den Stammgast eher kalt: „Im Alter von fünf Jahren habe ich in einem Urlaub am Tegernsee die Mannschaft von Bayern München kennengelernt, die Spieler waren alle sehr nett. Seitdem bin ich Fan.“ Und: „Nach einer verlorenen Wette schickte mir Uli Hoeneß auf Anfrage 1000 kostenlose Würstchen aus seiner Wurstfabrik für unseren Tennisverein zu. Das haben wir total gefeiert.“

Übrigens: Der Lokalname „Bei Onkel Hans“ ist eigentlich dem Vorbesitzer und ehemaligem Geschäftsführer der Trabrennbahn Hans Schneider zu verdanken. Franz „Charly“ Martinik und seine Frau wählten den Namen vor 15 Jahren gemeinsam aus.