Gelsenkirchen. Die WAZ startet heute eine neue Serie. Wir stellen die Szene- und Stammkneipen aus dem Stadtsüden vor. Zum Auftakt trafen wir uns im Armin Nr. 8 mit Stammgast Jürgen Witte.

Die Frage, wo denn der Name Armin Nr. 8 herkommt, ist schnell beantwortet: Das Lokal liegt mitten in der Gelsenkirchener Innenstadt. Um genau zu sein, in der Arminstraße im Haus Nummer 8. Hier fühlt sich Jürgen Wittek „sehr wohl“. Mindestens einmal die Woche besucht er die Kneipe. „Dienstag ist mein Stammtag“, erzählt der 60 -Jährige. Dann sitzt er meist vor der großen Holztheke auf einem der Barhocker. Entweder trifft er sich nach der Arbeit mit seinem Sohn, Freunden oder unterhält sich mit anderen (Stamm-)Gästen.

Ein „leckeres Warsteiner“ im Krug oder Tulpenglas ist zudem Teil der Tradition, die er seit zehn Jahren zelebriert. Wenn er mit dem Auto unterwegs ist, kann es aber auch schon mal ein Kaffee sein.

Seit der Eröffnung ist er quasi Stammgast, auch, weil er Geschäftsführerin Kiki Schmitz noch aus alten Zeiten aus dem Café Central in der Weberstraße kennt. Das damalige Lokal ist mittlerweile allerdings geschlossen.

Leute haben keine Berührungsängste

„Mir gefällt, dass die Leute hier keine Berührungsängste haben, auch wenn man sich nicht kennt und zum ersten Mal sieht“, teilt Jürgen Wittek mit, der beruflich als kaufmännischer Angestellter arbeitet und in der Freizeit den Karate-Sport ausübt und unterrichtet.

Dafür, dass das Armin Nr. 8 eigentlich eine Kneipe ist, ist der Laden - zumindest tagsüber - recht hell. Eine verglaste Frontseite und die weißen Wände sorgen für viel Licht. Im Sommer hat der Gast zudem von Innen den freien Blick auf den Biergarten und von draußen die Sicht ins Lokal. „Auf die Biergartensaison bei gutem Wetter freue ich mich schon sehr“, verrät der Gelsenkirchener.

Die Live-Übertragung der Schalke-Spiele auf den Fernsehern oder einer Leinwand lässt sich Jürgen Wittek in seinem Stammlokal selten nehmen. „Das Armin ist eine der wenigen Kneipen, die das noch macht.“ Hier wird dann in blau-weißer Uniform gemeinsam mit anderen Fußballfans mitgefiebert, gefeiert und auch mal getröstet.

Das Tippen hat Tradition

Auch das Tippen hat Tradition. Ein Tagessieger und ein Tippkönig für die Hin- und Rückrunde von Schalke 04 bekommt dann Bares auf die Hand oder lässt den gewonnen Geldwert in ein Biergutschein umwandeln. Wöchentliches Sparen ist durch einen Kasten an der Wand mit 102 Fächern möglich. Am Jahresende wird der gesammelte Betrag dann an den jeweiligen Besitzer des Fachs ausgezahlt.

Doch generell vermisst er „die alte Kneipenszene“. „Früher, Mitte der 70er bis Ende der 80er, war hier viel mehr los. Ich kann mich noch erinnern, dass damals die Menschen in Dreierreihen vor der Theke standen und sich viel mehr Leben auf den Straßen abspielte.“ Bei einem ist er sich sicher: „Ein Laden steht und fällt mit der Bedienung. Die Besitzerin Kiki organisiert hier alles und sorgt für Stimmung. Ohne sie kann ich mir den Laden nicht mehr vorstellen.“