Gelsenkirchen. Betritt man „Charlys Bummelzug“, weiß jeder sofort, der Fußballkult um Schalke 04 wird hier förmlich zelebriert. Seit zehn Jahren ist Helmut Dlugas hier ein gern gesehener Gast.

Betritt der Gast „Charlys Bummelzug“, weiß er sofort, der Fußballkult um Schalke 04 wird hier förmlich zelebriert. Sitzbänke sind verstärkt durch blaues Kunstleder. An der weißen Wand hängen blau-weiße Wimpel, Mannschaftsfotos, Artikel aus dem Schalker Kreisel und Deko in den Vereinsfarben.

Seit 1981 gibt es die urige Kneipe, die sich in direkter Nähe zum Hauptbahnhof befindet. Gründer war kein anderer als Charly Neumann, der bekannte wie beliebte Mannschaftsbetreuer der Schalker, der im Jahr 2008 gestorben ist. Seine Tochter Petra Neumann übernahm die Leitung des Lokals.

Früher als Schiedsrichter aktiv

Seit zehn Jahren ist Helmut Dlugas hier ein gern gesehener Gast. „Anfang des Jahres wurde ich Rentner“, erzählt der 64-Jährige. „Seitdem bin ich schon so fünf- bis sechsmal die Woche hier. „Da meine Frau noch arbeitet, ist es mir Zuhause oft langweilig.“ Er selbst hat, neben seinem Beruf als Sacharbeiter in einer Rechtsstelle, 15 Jahre ehrenamtlich als Schiedsrichter gearbeitet und stand auch mal als aktiver Fußballspieler auf dem Platz. „Seit ich aus gesundheitlichen Gründen damit aufhören musste, bin ich öfter Gast im Bummelzug.“ Ab und an helfe er aber immer noch bei Schulsport und kleinen Kinderturnieren aus. „Aber nur, wenn ich nicht viel laufen muss“, sagt er lachend.

Für die Liveübertragung der Schalke-Spiele hat der Rentner einen festen Platz an der Bar. „Hier ist es immer rappelvoll. 150 Leute sind dann im Laden und weitere Menschen füllen den Bahnhofsplatz.“ Die Fluktuation sei hier besonders hoch. „Einige trinken ein Bier und laufen dann durch die Stadt. Dann gibt es Leute, die reisen schon einen Tag vor dem Spiel an und verbringen in der Gaststätte noch den Abend“, erzählt Helmut Dlugas.

Die Musik dreht sich auch um Königsblau

Die Musik dreht sich dann natürlich auch um den Gelsenkirchener Fußballverein. Lieder wie „Blau und Weiß“ oder „Königsblau sind unsere Farben“ laufen rauf und runter. Viele bekannte Gesichter wie der „Schalkeklaus“ oder der „Trompeten-Willi“ gehören zu den Stammgästen an Spieltagen. „Die fünf Töne, die er im Stadion auf seiner Trompete spielt und der Attacke-Ruf der Fans ist hier mittlerweile untersagt. Es war einfach zu laut“, so der Fußballfan, der zwar ab und an ein Bierchen trinkt, aber den Gerstensaft nicht als „Grundnahrungsmittel“ sieht. „Wasser geht auch. Oft und gerne.“

Auch aktiver Sport ist ihm immer noch sehr wichtig. Dreimal in der Woche besucht er ein Fitnessstudio und fährt an zwei Tagen auf dem Fahrrad eine Strecke von 30 Kilometern quer durch Gelsenkirchen ab. Über Charly Neumann sagt der Stammgast, auch wenn er ihn persönlich nur durch ein paar Gespräche kannte: „Er war schon immer eine schillernde Figur. Er war das Sinnbild eines Schalke-Fans.

Damals gab es den Lohntütenball

Die „Fankultur und Stadionatmosphäre“ findet der gebürtige Gelsenkirchener super, aber er sieht auch einen Störfaktor: „Würde ich als Gast aus dem Hauptbahnhof kommen, würde ich direkt wieder nach Hause fahren. Das Publikum vor dem Eingang vermittelt nicht immer das beste Bild für die Stadt.“

Erinnert er sich an frühere Zeiten, sagt er: „Damals waren wir nicht nur die Stadt der 1000 Feuer, sondern auch die Stadt der 1000 Kneipen. Ende des Monats gingen wir mit unseren Vätern zum ‘Lohntütenball’ in die Gaststätten.“ Hier wurde dann ein Teil des Bargelds in Flüssignahrung umgewandelt.