Gelsenkirchen. . Das Votum der Landeselternschaft der Gymnasium war mit 80 Prozent gegen G8 klar. In Gelsenkirchen sind Lehrer und Politiker weniger radikal.

Die Eindeutigkeit der Ablehnung hat dann doch viele überrascht. 79 Prozent der von der Landeselternschaft der Gymnasien befragten Eltern stimmten für eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9). Selbst Wilhelm Derichs, der Leiter des Schalker Gymnasiums, das am G9-Modellversuch teilnimmt, war von der Größenordnung überrascht.

„Aber das Ergebnis bestätigt, was mir unsere Eltern spiegeln. Unser Antrag, den Modellversuch G9 zu verlängern, ist in allen Gremien begrüßt worden. Und die Entlastung durch ein Hausaufgabenverbot hat keinerlei pädagogische Argumente.“ An eine generelle Rückkehr zu G9 glaubt er jedoch nicht. Machbar sei aber Wahlfreiheit.

„Schulen brauchen Ruhe“

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Rolf Möller, Leiter des Ricarda-Huch-Gymnasiums, betont, eine solche Unzufriedenheit gebe es bei seinen Eltern nicht. Natürlich sei die Belastung teilweise höher als mit G9, bestehe weiter Verbesserungsbedarf. „Aber im gebundenen Ganztag wie bei uns wird das besser aufgefangen. Schulen brauchen Ruhe, eine Rückkehr zu G9 ist keine Option.“

Bildungsdezernent Dr. Manfred Beck sieht in der Schulzeitverkürzung auch die Förderung von Ungerechtigkeit. Der erhöhte Druck könne von Kindern, die im Elternhaus unterstützt werden, besser aufgefangen werden als von anderen. Aber: „Bei uns gibt es ein ausgeprägtes Alternativsystem. Sowohl die Gesamtschulen als auch die Berufskollegs bieten das Abitur nach neun Jahren an.“ Man müsse bei der Landesbildungskonferenz darüber reden, Eltern und Schulen vor Ort befragen. Aber eine Rückkehr sei logistisch aus vielen Gründen schwierig. Für Friedrich Schenk, Leiter des Annette von Droste-Hülshoff-Gymnasiums, ist „Entrümpeln“ des Stoffs das Stichwort für G8, eine Rückkehr zu G9 sei kein Thema, auch nicht bei den Eltern. Die AvD-Schulpflegschaft sei auch deshalb aus der Landeselternschaft ausgetreten.

Sekundarstufe I verlängern

Markus Karl, bildungspolitischer Sprecher der CDU, hält eine unbefristete Verlängerung von G9 am Schalker Gymnasium für wünschenswert. Generell sei seine Fraktion für ein Wahlrecht der Eltern an Gymnasien. Ulrich Jacob, bildungspolitischer Sprecher der SPD, wundert das Ergebnis nicht angesichts des „Runs“ auf Gesamtschulen. Er plädiert allerdings dafür abzuwarten, ob die am Runden Tisch beschlossenen Änderungen bei G8 greifen und Entlastung bringen. Wenn dies nicht der Fall sei, dürfe G9 aber kein Tabu sein.

Lothar Jacksteits Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordert schon lange grundlegende Änderungen bei G8: ein Ende der Sekundarstufe I erst nach Klasse zehn, Abitur dann wahlweise nach zwei bis vier weiteren Jahren.