Gelsenkirchen. . Auch wenn die Serie „Auf ein Bier ...“ heißt, ist es heute mal anstelle des Gerstensafts ein Pott Kaffee, der während des Interviews getrunken wird.

Auch wenn die Serie „Auf ein Bier ...“ heißt, ist es heute mal anstelle des Gerstensafts ein Pott Kaffee, der während des Interviews getrunken wird. Außerdem auf dem dunklen Holztisch: zwei Brötchenhälften belegt mit Käse, ein gekochtes Ei und ein kleiner Teller, gefüllt mit Keksen. Das ist die Mahlzeit, die Karl-Heinz Pruss jeden Morgen zu sich nimmt.

In der Friesenstube geht's früh zur Sache

Bereits um sieben Uhr ist der Frührentner in der Stadt unterwegs. Mit einem Bus bringt er Kinder mit Behinderung zu ihrer Schule. Im Anschluss fährt er kurz nach Hause. Erst dann gibt es Frühstück, und zwar nicht Zuhause, sondern in der Friesenstube.

In dem Lokal in der Ahstraße geht’s schon früh zur Sache. „Hier bin ich unter Leuten in guter Gesellschaft. Zuhause würde ich alleine frühstücken“, so der 58-jährige Witwer. Schon über 20 Jahre besucht er das urige Lokal, aber in unregelmäßigen Abständen. Seit viereinhalb Jahren nennt er sich Stammgast. Ab und an kommt er abends vorbei, gönnt sich ein alkoholfreies Pils. „Alkohol trinke ich nur im Urlaub“, sagt er lachend. Im Sommer genießt er die warmen Temperaturen im Biergarten. „Dann ist die Stimmung besonders gut. Viele Stammgäste kennen sich schon lange persönlich“, erzählt er, während er sein Frühstücksei, das sich in einem Behältnis in Form eines Hahnes befindet, mit Salz bestreut. „Das ist quasi mein privater Eierbecher.“

Die Theke befindet sich in der Mitte des Lokals

Schaut man sich in der Friesenstube um, sieht man größtenteils dunkle Holzmöbel und zum Teil gepolsterte Sitzgarnituren. Die Theke befindet sich in der Mitte der Gaststätte. In Regalen hängen Gläser und bunte Schnapsflaschen, die sich kaum zählen lassen. An den Wänden Fotos. Fotos von Mitarbeitern, Fotos von Gästen und Fotos von Schalke 04.

Ja, Fußball wird hier großgeschrieben. Auf vier Fernsehern und einem Außen-TV können die Spiele der Knappen live verfolgt werden. „Beim Tippen bin ich immer dabei, aber die Spiele sehe ich mir meist vor der eigenen Glotze an“, so Karl-Heinz Pruss und: „Mein Leben lang bin ich Schalke-Fan. Ich habe auch schon in einem Film, in kompletter Montur, über den Verein mitgespielt.“

Kneipen, bis auf die Friesenstube, stehen nicht mehr auf seinem Plan. „Früher waren die Läden immer richtig voll. Die Kneipenszene hat sich leider stark verändert. Das Geld ist knapper geworden als vor 20 Jahren, das Rauchverbot kam hinzu und auch die Menschen von früher werden älter und verlassen nicht mehr so oft das Haus“, stellt Pruss fest. Die Friesenstube gilt als einer, der Läden in der Stadt, der die längsten Öffnungszeiten hat. Die ersten Gäste kommen um zehn Uhr. Ladenschluss ist dann, wenn der letzte Gast die Kneipe verlässt. Das kann auch mal um vier oder fünf Uhr sein. „Übrigens, um noch einmal auf die Fotos zurückzukommen. Das sind alles Erinnerungen an sehr schöne Abende“, erzählt Karl-Heinz Pruss und schaut auf einen der Bilderrahmen.