Gelsenkirchen. Die Bundesarbeits- und Sozialministerin nutzte ihren Besuch am Donnerstag für eine Stippvisite in der Agentur für Arbeit.

Das Zeitfenster war knapp bemessen. Im verbalen Sauseschritt und auf die notwendigen Fakten beschränkt erläuterte der Chef der Agentur für Arbeit, Karl Tymister, dem Gast aus Berlin die große Herausforderung, die wachsende Zahl der Flüchtlinge, die im Inte-gration Point inzwischen betreut werden, dereinst in Ausbildung und Arbeit zu vermitteln.

Eine Arbeit, basierend auf einem Netzwerk wichtiger Schaltstellen, die Bundesarbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) bei ihrer Stippvisite im Integration Point an der Vattmannstraße gestern ausdrücklich lobte. I-Points gebe es mittlerweile in ganz NRW. „Das ist vorbildlich“, sagte die Ministerin, wohl wissend, dass diese Arbeit „am Anfang eine Menge Engagement voraussetzt“.

Wertigkeit der Ausbildung als Dreh- und Angelpunkt

50 Prozent der Flüchtlinge sind nach aktuellen Erkenntnissen unter 25 Jahre alt. Das sei ein echtes Ausbildungspotenzial. „Die Wertigkeit der Ausbildung ist Dreh- und Angelpunkt. Wir sind ein hoch entwickeltes Land. Wir brauchen keine Helfer, wir brauchen gut ausgebildete, qualifizierte Fachkräfte“, so Nahles. Starhilfe gibt’s für Flüchtlinge seit Jahresbeginn im Integration Point. Denn, so Agenturchef Tymister, Sprache, Ausbildung und Arbeit seien der Schlüssel zur Integration.

Kompetenzen unter einem Dach zu bündeln, um geflüchtete Menschen nicht ständig von A nach B schicken zu müssen, ist der tragende Gedanke des Integration Points. Stand Donnerstag verzeichnete die Anlaufstelle bereits 1517 Kunden, darunter 1284 Syrer, überwiegend Männer zwischen 16 und 36 Jahren. Grundsätzliches Problem: „Das duale Ausbildungssystem ist in Syrien unbekannt, das müssen wir erst einmal erklären“, so Tymister an seine Gäste.

Neben Ministerin Nahles, Oberbürgerbürgermeister Frank Baranowski und MdB Joachim Poß waren Parteichefin Heike Gebhard, MdL, Markus Töns, MdL, die SPD EU-Abgeordnete Gabriele Preuß, Vertreter der SPD-Ratsfraktion und last but not least Sozialdezernentin Karin Welge vor Ort. „Sprache und Ausbildung, das ist ein Prozess von drei Jahren plus X“, erläuterte der Agenturchef den langen Weg.

„Wir freuen uns über junge Leute, die in Deutschland fuß fassen wollen“

Dem kurzen Input folgte ein Besuch auf der Beratungsetage. Flüchtlinge säumten den Weg von Ministerin Andrea Nahles. Ein freundliches „Guten Tag“ im Wechsel links, rechts. Dann führte die Politikerin ein kurzes Gespräch mit einer Beraterin. „Sie hat Islamwissenschaften studiert“, sagte sie anschließend am Rande. „Jetzt brauchen wir jeden Islamwissenschaftler, den wir jemals in Deutschland ausgebildet haben.“

Und schon ging es zurück ins Erdgeschoss, in einen Schulungsraum, wo Nahles und ihre Begleiter die jungen Leute wieder sahen, die noch vor wenigen Minuten zur Begrüßung Spalier standen. Sie waren zur Gruppeninformation erschienen, einer viersprachigen Einführungsveranstaltung für Geflüchtete. „Wir freuen uns über junge Leute, die in Deutschland Fuß fassen wollen. Dazu braucht es Ausbildung“, richtete der Gast aus Berlin das Wort an die Zuhörer.

Und nach einer halben Stunde für die Öffentlichkeit – vorweg gegangen war ein vertrauliches Hintergrundgespräch – war der offizielle Besuch auch schon zu Ende.