Gelsenkirchen. . Die Fitness-Serie der WAZ-Gelsenkirchen ist diesmal im „Place of Pain“ im Erler Gewerbegebiet zu Gast. Vor allem die Trainingsgeräte sind ungewöhnlich

Jeder, der schon einmal seine Autoreifen selber aufgezogen hat, weiß, wie schwer die Dinger schon ohne Felge sind: Mit rund acht Kilo Reifengewicht muss man da rechnen. Das Fitnesscenter „The Base“ im Erler Gewerbegebiet (praktischer Weise direkt neben dem TÜV gelegen) hat sich dieses Gewicht zu Nutze gemacht und schwere Alltags- und Industriegegenstände wie Vorschlaghammer und alte Reifen zu witzigen Trainingsgeräten umfunktioniert.

Es riecht nach Gummi und Schweiß

„Welcome to the Place of Pain“, dem Ort der Schmerzen, sagt Studioleiter und Trainer Sejoscha Agiri zur Begrüßung. In seinem Studio an der Daimlerstraße riecht es nach altem Gummi und frisch fließendem Schweiß – einer Mischung, die nicht unbedingt an Wellnesstempel erinnert. Und trotzdem kann sich Agiri mit den „Place of Pain“-Angeboten, die er regelmäßig über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten anbietet, vor Anfragen kaum retten: „Wir sind mit drei Trainern hier an jedem Tag der Woche im Einsatz. Und fast alle Kurse sind rasant schnell ausgebucht“, sagt er.

Sejoscha Agiri führt seit 16 Jahren das Fitness-Studio „The Base“ im Erler Gewerbegebiet. Für „Place of Pain“ wird er zum Drill-Instructor.
Sejoscha Agiri führt seit 16 Jahren das Fitness-Studio „The Base“ im Erler Gewerbegebiet. Für „Place of Pain“ wird er zum Drill-Instructor. © Michael Korte

Was auch daran liegen mag, dass die Teilnehmerzahl jeweils auf 15 bis 20 Sportler begrenzt ist. „Das macht das Training besonders intensiv“, meint der Studioleiter, der hier gerade ein Zehn-Wochen-Programm für die Strandfigur anbietet und während der Kurse zum Drill-Instructor nach amerikanischem Vorbild mutiert.

Beleidigungen aus Spaß

„Ich weiß auch nicht, was ich hier überhaupt mache. Ich kann Euch nämlich gar nicht leiden“, schreit er seine Teilnehmer gleich zu Kursbeginn an. Und die frotzeln zurück. „Die Beleidigungen,, die hier während des Trainings fallen, sind natürlich alle nur Spaß“, erklärt uns der Trainer zwischendurch. „Aber nichts motiviert so gut“, ist er sich sicher – und betont, dass Anspielungen auf die fehlende Bikini-Figur vor allem die Damen zu Höchstleistungen anspornen.

Beim Fitnessprogramm des „Place of Pain“ in Gelsenkirchen-Erle wird mit schwerem Gerät und ausrangierten LKW-Reifen trainiert.
Beim Fitnessprogramm des „Place of Pain“ in Gelsenkirchen-Erle wird mit schwerem Gerät und ausrangierten LKW-Reifen trainiert. © Michael Korte

Denn obwohl das Training mit Lkw-Reifen und Vorschlaghammer zunächst nach Männerdomäne klingt: Fast 50 Prozent der Teilnehmer am „Place of Pain“-Programm sind weiblich. „Das Training hier macht Spaß, weil es so ganz anders ist“, sagt Patricia Fuhrmann, die wenig später den 18 Kilo schweren Vorschlaghammer wieder und wieder auf den dicken Lkw-Reifen schleudert, während ihr langer Pferdeschwanz dazu im Takt wippt.

Hartes Training

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Doch zu Beginn des Trainings steht erst einmal schweißtreibendes Aufwärmen an. Liegestütze, Sprungübungen oder Spaziergänge im Watschelschritt bereiten den Weg zum späteren Zirkeltraining.

Dazu wummert laute Musik aus den Studioboxen. Und die stammt nicht von ungefähr aus den 1980er Jahren. „Die meisten Teilnehmer sind zwischen 30 und Mitte 40 und sind mit dieser Musik aufgewachsen“, merkt Sejoscha Agiri an, während ein wütendes Gitarrensolo aus dem Lautsprecher dröhnt.

Die Musik verleitet dazu, die eigene Wut heraus zu lassen. Und wenn man in die schmerzverzerrten Gesichter blickt, wird schnell klar: Dieses Training macht keinen Spaß. Aber jeder, der nach einer guten Stunde den Hammer fallen lässt, geht ganz bestimmt entspannt und glücklich nach Hause.