Gelsenkirchen. Die Idee ist spitze. Gäbe es die Freizeitsportanlage „Offene Tür“ nicht schon an der Adenauerallee, man müsste sie erfinden.

Die Idee ist spitze. Gäbe es die Freizeitsportanlage „Offene Tür“ nicht schon, man müsste sie erfinden. Direkt neben dem Berger See liegt sie, das Tor zum Bewegungsglück öffnet sich an der Adenauerallee. Hineinspaziert. Wie fit ist Gelsenkirchen? Sehr fit, bewertet man diese Aussage: „Die Anlage ist in der Bürgerschaft sehr beliebt.“ Das sagt Gelsensport-Geschäftsführer Günter Pruin (65). Er muss es wissen.

Bahn um Bahn spult Peter Oblak ab. Das Asche-Geläuf liegt in den späten Morgenstunden durch den alten Baumbestand weitestgehend im Schatten. Das Tempo wirkt angenehm, der Laufstil entspannt. „5000 Meter laufe ich hier in den Sommermonaten“, erzählt der 68-Jährige. 68? Unglaublich, „aber wahr“, sagt der frühere Bühnenhandwerker am Musiktheater im Revier, dem man die Fitness, aber nicht das Alter ansieht. Drei Mal in der Woche ist er hier unterwegs. Seit 50 Jahren mache er das, berichtet er. Dazu kämen pro Woche drei Besuche im Fitnessstudio, um etwas für die Muskulatur zu tun. Sie ahnen es: Der Körper dieses Mannes erscheint auch im „fortgesetzten Alter“ als das Sinnbild einer fettfreien Zone.

Nun mag Peter Oblak nicht der typische Gelsenkirchener Sport-Senior sein. Doch für eines steht er ganz sicher: für die Begeisterung, wenn es um diese Freizeitsportanlage geht. Er kann auf der 400 Meter-Bahn in Ruhe seine Runden drehen. Und er könnte ganz andere Sachen ausprobieren. Denn auch das ist ein Freizeitknaller: Gelsensport hält hier am Berger See neben leichtathletischen Ansätzen wie Laufen und Kugelstoßen, Weitsprung und Hochsprung (für das Deutsche Sportabzeichen) einige Möglichkeiten vor, die so konzentriert kaum zu finden sind: (Beach-)Volleyball, Basketball, Cage-Ball (Kunstrasen), Tischtennis und Badminton. Und: Calisthenics.

Was ist das denn nun wieder?

Was ist das nun wieder?

Calisthenics ist eine Trainingsform, die eine Reihe von einfachen, oft rhythmischen Bewegungen beinhaltet und für die nur das eigene Körpergewicht genutzt wird. Geräte werden im Allgemeinen nicht benötigt, außer zu Balancezwecken. Und dafür gibt es auf der Anlage jetzt einen Parcours. Tanja Eigenrauch (45), stellvertretende Gelsensport-Geschäftsführerin, verdreht gespielt die Augen, als die Blicke sich – automatisch – auf sie richten. „Das war ja klar“, sagt sie lachend und demonstriert sicher, was andere Anwesende kaum geschafft hätten: Körperbeherrschung und Balancegefühl auf schwankenden Seilen.

Das alles auf einer Anlage? Ja! 130.000 Euro investiert Gelsensport gerade, um sie aufzuwerten. Pruin: „Es gibt ganz neue Angebote, die wir aus einer Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule Köln übernommen haben. Aber wir erneuern beispielsweise auch den Untergrund auf einigen Spielfeldern, damit alles gut nutzbar ist.“

Die Zahlen für Gelsenkirchen sprechen an dieser Stelle eine klare Sprache: Gerade mal 17 Prozent der Bevölkerung sind in einem Sportverein organisiert. Da gehört es zu den „freiwilligen Pflichten“ einer Stadt, dem überwiegend vereinsfreien Anteil etwas anzubieten. Vor allem die 18- bis 60-Jährigen nehmen kaum am Vereinssport teil (76 Prozent) und brauchen, neben Jogging- und Nordic-Walking-Strecken, Angebote.

Pruin und Eigenrauch wissen, dass die Anlage gerade am Wochenende sehr stark genutzt wird. Vor allem von Familien. Nicht jeder kommt, um Sport zu treiben. Picknicks sind in. Eine Gastronomie gibt es übrigens auchauch. Wenn man den anderen beim Sport zuschauen möchte...