Gelsenkirchen. Der Internationale Unternehmerverband (IntUV) und die städtische Gelsenkirchener Wirtschaftsförderung hatten zum 8. Unternehmertag in den Wissenschaftspark eingeladen. Es ging um strategische Personalwirtschaft.
Wie kann es gelingen, dass die Chemie zwischen Mitarbeitern und Unternehmen stimmt, wie stelle ich mich auf, um für die Zukunft gerüstet zu sein? Beim Internationalen Unternehmertag im Wissenschaftspark diskutierten Personalmanager und Wissenschaftler über Methoden und Möglichkeiten einer strategischen Personalwirtschaft. Eingeladen hatten der Internationale Unternehmerverband Ruhr-Stadt (IntUV) gemeinsam mit der städtischen Wirtschaftsförderung.
Die Sorgen vieler kleinerer und mittlerer Unternehmen liegen auf der Hand. Wie stellen sie sich attraktiv genug auf, um für dringend benötige Fachkräfte interessant zu sein, wie können sie erreichen, dass ihnen ausgebildete Mitarbeiter auch erhalten bleiben. Geburtenschwache Jahrgänge und zunehmende Spezialisierung glaubt IntUV-Vorstandsvorsitzender Attila Öner, machten es schwer es, die richtigen und passenden Leute zu bekommen. Zudem befürchtet er, dass Konzerne den Markt leerfegen werden. OB Frank Baranowski sieht am Beispiel vieler IntUV-Mitglieder und Unternehmensgründer, dass in Gelsenkirchen vielen Neuankömmlingen Wege offen stehen. Professor Dr. Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule, empfiehlt Arbeitgebern, bei der Personalsuche zielgruppenorientiert vorzugehen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen zu rekrutieren. Unternehmen riet er, umzudenken, die unternehmerische Position für die Zukunft zu definieren, ihren Laden auf Wertschöpfung zu trimmen, ressourcenschonend zu arbeiten.
"Mitarbeiter mit Potenzial an uns binden"
Frank Tymister, Leiter der Agentur für Arbeit, griff in die modische Sprachkiste, als er Gelsenkirchen als „sexy“ Arbeitsort mit hohem Fachkräftepotenzial bezeichnete. Für die Unternehmer könnte die gute Basis in der Region aber zur Falle werden, wenn sie nicht klar definierten, wie sie sich zukünftig aufstellen und wie viele Mitarbeiter sie ausbilden wollten.
Von Fachkräftemangel spürt Sylvia Pflüger, Personalleiterin der LOXX Holding GmbH, wenig. Seit 1977 bildet das Unternehmen, in dem Mitarbeiter mit 20 unterschiedlichen Muttersprachen beschäftigt sind, aus. „Wir schicken Ausbildungsbotschafter in die Schulen, legen Wert auf Sprachkompetenz, die im Unternehmen direkt angewendet wird.“ Im Kommunikationstraining für 25 bis 35-Jährige wird Wert auf emotionale Intelligenz gelegt. „Unser Ziel ist es“, so Sylvia Pflüger, „die Mitarbeiter mit Potenzial an uns zu binden.“ Das Unternehmen will syrische Flüchtlinge für logistische Dienstleistungen gewinnen, deren Sprachkompetenz nutzen.
Gelsenwasser bietet ein weites Spektrum an internen Angeboten für die Mitarbeiter. Es reicht von Themen der Gesundheit über Pflegemöglichkeiten bis zu Fragen bei Verschuldung. Personalchef Dr. Joachim Basler: „Mit Weiterbildungsangeboten und Führungsseminaren erreichen wir alle Mitarbeiter.“ Auch durch flexible Arbeitszeitgestaltung, die auf starke Resonanz in der Belegschaft trifft, geht Gelsenwasser auf Wünsche der Mitarbeiter ein, bindet sie stärker an das Unternehmen. Dr. Basler: „Wir wollen ein Konzept entwickeln, nach dem Mitarbeiter nach dem 65. Lebensjahr weniger arbeiten müssen.“ Hinter dem Thema lebenslanges Lernen verbirgt sich bei Gelsenwasser die Philosophie „lebenslang bei uns“.