Gelsenkirchen. . Um die Zukunft der Arbeit, um ihren Wandel auch, drehten sich die Gespräche beim Arbeitnehmerempfang der Stadt Gelsenkirchen im alten Arbeitsgericht in Ückendorf.
Die Situation in Gelsenkirchen ist schwierig. Bei 14,9 Prozent liegt die u.a. mit Qualifizierungen schön gerechnete Arbeitslosenquote für April 2016. Die schonungslosere Wahrheit über den lokalen Arbeitsmarkt dokumentiert die Zahl der Unterbeschäftigten. Die liegt bei 24 091 Personen oder 18,5 Prozent!
Da liegt es auf der Hand, dass sich ein Arbeitnehmerempfang der Stadt mit Problemstellungen dieser Art auseinandersetzt. Im alten Arbeitsgericht an der Bochumer Straße, einem architektonischen Schmuckkästchen, standen am Mittwochabend Themen wie drohende Arbeitsplatzverluste (BP, Gelco, Vaillant und andere), Sozialer Arbeitsmarkt (Gelsenkirchener Appell) und das Projekt Industrie 4.0 (Digitalisierung) auf dem Themenplan der Diskutanten. Das waren Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD), die Betriebsratsvorsitzende des Vaillant-Werkes Gelsenkirchen, Yasemin Rosenau, und der Vorsitzende der DGB-Region Emscher-Lippe, Dr. Josef Hülsdünker.
Dass die Stadt im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles unternehme, um Firmen zu unterstützen, um sie in Gelsenkirchen zu halten, betonte der OB. „Aber es gibt auch unternehmerische Entscheidungen, die wir nicht beeinflussen können. Die werden dann in London oder in Remscheid getroffen", spielte Baranowski auf die drohende Werksschließung von Vaillant (circa 200 Stellen) und die angekündigte Arbeitsplatzreduzierung bei BP (270 Stellen) an. Da könne man dann nur noch für Öffentlichkeit sorgen und die Empörung über diese Entscheidungen befördern.
Leistung wird abgestraft
Dass selbst konstruktivste Vorschläge nicht immer weiterhelfen, verdeutlichte Rosenau den Gästen: „Wir erbringen am Standort Gelsenkirchen Leistung und werden dafür abgestraft.“ Der Vaillant-Geschäftsführung habe man mehrere rechenbare Rettungswege vorgestellt. Das sei nicht auf Interesse gestoßen. Die Hoffnung aber, so die kampferprobte Betriebsrätin, würde sie nicht aufgeben – und ist gespannt, was der erste Auftritt vor der Einigungsstelle ergibt, denn: „Wir kennen keine Vaillant-Zahlen.“
Für Josef Hülsdünker war das ein Stichwort, um auf das DGB-Motto am 1. Mai hinzuweisen: „Zeit für mehr Solidarität!“ Da erkennt der Gewerkschaftsfunktionär in vielen Bereichen Luft nach oben. Etwa beim Sozialen Arbeitsmarkt und dem Verhalten einer Ursula von der Leyen (CDU) früher oder einer aktuellen Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) heute, die sich nicht an dieses Thema trauten. Mit Blick auf Vaillant sagte der DGB-Chef: „Ich habe dem Industriebeirat von Innovation City, der sich aus Mitgliedern des Initiativkreises Ruhr bildet, vorgeschlagen, Vaillant aus diesem Kreis zu streichen und zu ersetzen.“ – Das sorgte im Arbeitsgericht für viel Applaus.