Gelsenkirchen. Die Vermarktung am buerschen Waldbogen läuft ab Juni. Mit dem Erlös des Baulands an der Ex-Kinderklinik finanziert die SEG Quartiersentwicklung in Ückendorf.

Die Bilder versprechen Weiden, Alleen und unverbauten Blick bis zum Horizont, die Texte noch weit mehr: „Stadt. Land. Flair“, „Style im Grünen, „urbane Landliebe“. Joggen, Reiten, Golfen quasi vor der Haustüre und Schlösser in der Nähe werden rund um die persönliche „neue Wohlfühlinsel“ zudem avisiert. So empathisch wird künftiges Wohnen in Gelsenkirchen beworben, im nun so genannten „buerschen Waldbogen“. Genauer: an der Grenze zu Westerholt, auf dem Gelände der ehemaligen Kinderklinik und angrenzenden bisherigen landwirtschaftlichen Flächen, die nun Anziehungskraft für Bauherren entwickeln sollen. Der Vermarktungsstart ist für Juni geplant.

Gut 230.000 Quadratmeter groß ist die Gesamtfläche (das ehemalige Klinikgelände war rund 10 Hektar groß), etwa 110.000 Quadratmeter misst der reine Baubereich, um die 20.000 Quadratmeter sind für Erschließungsflächen, Plätze und Wege vorgesehen. Übrig bleiben um die 100.000 Quadratmeter Grün, in das in mehreren Bauabschnitten bis zu 230 Gebäude gebettet werden sollen: Freistehende Einfamilienhäuser, Doppelhäuser, auch Mehrfamiliengebäude. Die Grundstücksgrößen werden von 480 bis etwa 1200 Quadratmeter reichen. Auch die Zahlen zeigen: Entwickelt wird ein gehobenes Wohnquartier. Entsprechende Ansprüche werden seitens der Stadt auch an die bauliche Gestaltung und das gewünschte Solar-Konzept gestellt.

Rat der Stadt entscheidet im Juni

Als Waldquartier, so der frühere Arbeitstitel, durchlief das Baugelände seit 2012 einen zwischenzeitlich zähen Planungsweg bis zur Baureife. Im Planungsausschuss wurden jetzt mehrheitlich die letzten Weichen mit dem Satzungsbeschluss für dem Bebauungsplan Nummer 412,1 gestellt, im Rat soll ihn die Politik dann Anfang Juni endgültig absegnen. Unmittelbar danach geht es dann in die Vermarktung, von der auch der Süden der Stadt profitieren wird. Dann, so heißt es, wird es auch endgültig bei Grundstückszuschnitten und Preisen konkret.

Die Grundstücke gehören – bis auf eine kleine Teilfläche in privater Hand – der SEG. Die erzielten Verkaufserlöse werden die Kapitaldecke der SEG, der Stadterneuerungsgesellschaft Gelsenkirchen, polstern. Ihr Auftrag: Schrottimmobilien aufkaufen, beseitigen oder entwickeln, Quartieren Impulse verleihen, den Stadtumbau antreiben. Ihr Hauptaktionsfeld ist Ückendorf längs der Bochumer Straße. SEG-Geschäftsführer ist („als eine Art Minijob“) ggw-Chef Harald Förster. Die SEG hat noch kein operatives Geschäft. Bei der ggw, der Gelsenkirchener gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbh laufen daher die Fäden zusammen, beispielsweise bei der Abwicklung von Kaufverträgen oder der Betreuung der Liegenschaften.

Sparkasse und ggw haben die SEG bislang mit 3 Millionen Euro Einlage als Grundkapital ausgestattet, damit die Gesellschaft überhaupt aktiv werden konnte. Bislang hat sie laut Förster „einen größeren Immobilienstand zusammengekauft“, der Vorgabe entsprechend vornehmlich Schrottimmobilien. 16 Mehrfamilienhäuser wurden erworben. Fünf wurden bereits abgerissen. Von den rund 120 Wohnungen im aktuellen Bestand sind 40 bewohnt.

250 bis 320 Euro pro Quadratmeter

Im ersten Bauabschnitt rechnen die Experten im buerschen Waldbogen mit Grundstückspreisen zwischen 250 und etwa 320 Euro pro Quadratmeter, für Bauland längs der Westerholter Straße kalkulieren sie im zweiten Bauabschnitt mit Einstiegspreisen ab 220 Euro. Hochgerechnet macht das Umsatzerlöse von bis zu 30 Millionen Euro. „Doch die werden sich natürlich nicht in einem Jahr erzielen lassen. das dauert“, sagt Förster. Dagegen rechnen müsse man zudem die Kosten für die Erschließung, für Werbung und und und. Entsprechend zurückhaltend wurde die aus dem buerschen Waldbogen zu erwartende Summe für die SEG und damit den Stadtumbau fixiert: 8 Millionen Euro sollen es sein. Mindestens.

Ein kleiner Bonus für frühe Käufer

Mit der Landes-Gesellschaft NRW.urban ist ein weiterer Partner für den Vertrieb und die Bauleistungen zur Aufbereitung des Areals sowie die Betreuung des Gestaltungsbeirats im Boot. Bau-Interessenten, so die Grundidee, wenden sich mit einem Grobentwurf für ihr Bauvorhaben an NRW.urban. Abgestimmt wird mit jedem Bewerber das für die Neubau-Siedlung konzipierte Gestaltungs- und Energiekonzept.

Ab Juni, so ggw-Chef Harald Förster, können frühe Bauinteressenten mit „einem kleinen Bonus rechnen, weil sie natürlich am längsten auf der Baustelle leben“. Am 1. September soll dann der „reguläre Vertrieb“ anlaufen.