Gelsenkirchen. . Künstler zeigt Malerei und Zeichnungen im Spannungsfeld zwischen Realität und Fiktion.

Die Welt zu deuten ist sicherlich eine der großen Aufgaben von Kunst. Jo Scholar, der 54-jährige Maler und Zeichner, hat sich dieser Aufgabe angenommen. Seit nunmehr drei Jahrzehnten spürt er Lebens- und Arbeitssituationen nach, entdeckt und erobert neue Räume für sich und lässt diese dann auf der Leinwand in scheinbar surrealen, verrätselten, absurden Konstellationen neu entstehen. „Denkräume“, nennt er sie, oder „Deuterland“.

Zwischen Realität und Fiktion

Sein aktuelles „Deuterland“ installierte Jo Scholar, geboren in Telgte und seit 2000 zu Hause in der ehemaligen Schmiede auf dem Zechengelände von Rhein-Elbe in Ückendorf, in der Galerie „werkstatt“ an der Hagenstraße in Buer. Dieses „Deuterland“ ist messbar, umfasst genaue 66,30 Quadratmeter. Hier seziert er die Welt im Spannungsfeld von Wirklichkeit und Fiktion. Untersucht Räume, und ihre Geschichten, nimmt vor allem aber auch die Menschen ins Visier.

Jo Scholar bringt Erfahrungen aus diversen Aufenthalten an unspezifischen Kunstorten mit. „Ich war unterwegs im Anatomischen Institut in Münster, im Salambo-Sex-Theater in Hamburg, in einem alten Luftschutzbunker in Bochum.“ Und kürzlich erst arbeitete er zum Thema Grimberger Altar in der Bismarcker Bleckkirche.

In der „werkstatt“ ist er mit dem Zyklus „Waisen“ vertreten. Gesichter, oft Kinderköpfe, zeichnete er auf einen großen Bogen, um sie später wieder zu trennen, auszuschneiden, einzeln einzurahmen und in Setzkastenformat an die Wand zu hängen. Sie hinterlassen Fragen beim Betrachter.

Chiffren, Zahlen und Zeichen

Auf großformatiger Malerei gibt Jo Scholar diesen Figuren genauere Gestalt. Eckpunkte der Ausstellung sind die Werke „Imp“ und „Ofenstein“. Titel, die der Maler seinen Werken gibt, tauchen wie diese oft als künstlerisches Element auf den Arbeiten auf, ebenso wie Chiffren, Zahlen, Zeichen. Die beiden Bilder setzen sich mit den Themen „Schöpfung und „Licht der Welt erblicken“ auseinander.

In Scholars Schöpfungsbild erscheint ein Torso, der eine schiefe Puppe vor einem nachtschwarzen Hintergrund entbindet. Scholar: „Schöpfung findet immer im Verborgenen statt.“ Auf dem anderen Werk hockt ein Junge in einem Laufstall, „unabwendbar zur Welt gebracht“, gemalt in grellen Hell-Dunkel-Kontrasten. Die Ölfarben wirken verkrustet durch Beimischungen wie Sand, Kreide, Kohle. Eine ganz besondere„Erdkunde“ im außergewöhnlichen „Deuterland, das es zu entdecken gilt.

Die Ausstellung „Deuterland“ mit Werken von Jo Scholar wird am Freitag, 22. April, um 19 Uhr in der Galerie „werkstatt“ an der Hagenstraße 34 in Buer eröffnet. Die Einführung in die Schau gibt Kunsthistoriker Dr. Bernd Gülker.

Die Arbeiten werden bis zum 3. Juni zu sehen sein. Öffnungszeiten: di-fr 16-18 Uhr.