Gelsenkirchen. Vor zwei Jahrzehnten fusionierten das Gelsenkirchener und Recklinghäuser Orchester.
Es war keine Liebesheirat, als sich im Jahre 1996 zwei große Revierorchester das Ja-Wort gaben. Gehalten hat die Ehe dennoch: In diesem Jahr feiert die Neue Philharmonie Westfalen, entstanden aus der Fusion des Philharmonischen Orchesters der Stadt Gelsenkirchen und des Westfälischen Sinfonieorchesters Recklinghausen, ihren 20. Geburtstag. Das größte Landesorchester Nordrhein-Westfalens hat das fast Unmögliche geschafft: zu einem harmonischen Ganzen zusammenzuwachsen.
Erfolgsstory mit Höhen und Tiefen
Und das, obwohl der Himmel nicht immer voller Geigen hing. Trotz vieler Klippen, die der Riesendampfer immer wieder zu umschiffen hatte. Finanzkrisen vor allem waren es, die das Schiff immer mal wieder in Schieflage brachten, wie zuletzt ganz gefährlich im vergangenen Jahr. Tariferhöhungen brachten die Träger ins Schwitzen. Am Ende kam es zu einem Kompromiss, zu dem alle, auch die Musiker selbst, beigetragen hatten.
Für die Musikerinnen und Musiker der beiden Orchester hieß es ab 1. November 1996: Die Recklinghäuser mussten plötzlich auch im Orchestergraben verschwinden und große Oper begleiten. Für die Gelsenkirchener bedeutete die Fusion einen Umzug in die Probenstätte Depot in Recklinghausen. Alle zusammen stemmten Konzerte in den drei Trägerstädten, wozu auch der Kreis Unna zählt, darüber hinaus Gastspiele in ganz Deutschland. Die Fusion ermöglichte auf Anhieb große Projekte, die alleine nicht machbar gewesen wären.
Schon ein Jahr nach seiner Gründung legte das Orchester seine erste CD auf mit Werken von Richard Strauss und Maurice Ravel. Über 20 sollten bis heute folgen. 1998 schrieb sich der Klangkörper gar mit dem „tiefsten Konzert der Welt“ ins Guinnessbuch der Rekorde ein. Die Neue Philharmonie hatte Mozart in unter Tage musiziert.
Immer wieder stellt sich der Jubilar erfolgreich in den Dienst der schönen Stimmen, begleitete die russische Diva Anna Netrebko ebenso wie die Weltstars Edita Gruberova oder Elīna Garanča.
Schalke-Arena als größtes Opernhaus Europas
Champions League auch das: 2001 verwandelte die Neue Philharmonie die Schalke-Arena ins größte Opernhaus Europas: Bei der Aufführung von Verdis Oper „Aida“ spielte das Orchester vor über 53.000 Zuschauern. Zwei Jahre später begleitete die NPW an gleicher Stelle Bizets „Carmen“.
In den ersten zehn Jahren brachte der österreichische Dirigent Johannes Wildner das Orchester künstlerisch erfolgreich auf den Weg, temperamentvoll, engagiert und äußerst beliebt beim Publikum. Ihm folgte 2007 der Mecklenburger Heiko Mathias Förster mit seiner souveränen, zuverlässigen Arbeit am Pult. Dritter Stabwechsel 2014: Seitdem rockt Rasmus Baumann Generalmusikdirektor das Orchester. Er stellt die NPW breiter auf, feiert mit Crossover- und Filmkonzerten furiose Erfolge.
Mit Mahlers „Sinfonie der Tausend“ leitet er am 12. September die Jubiläumssaison ein. Motto: Happy Birthday, NPW!