Gelsenkirchen. Im 8. Sinfoniekonzert setzte sich die Neue Philharmonie Westfalen sinnlich auf die Spur der „Unendlichen Weiten“.
Welcher Rhythmus wabert durchs Weltall, in welchem Takt pulsieren die Planeten, und wie klingt der Kosmos? Fragen, die sich Musiker seit Menschengedenken immer wieder stellen. Welch‘ fantastische Antworten drei Komponisten im 20. und 21. Jahrhundert gefunden haben, das dokumentierte das 8. Sinfoniekonzert der Neuen Philharmonie Westfalen am Montag im Musiktheater. Mal überirdisch üppig und schwelgerisch, mal im Klangnebel schwebend oder dissonant und ruppig.
Das Publikum im gut besetzten Haus goutierte den Ausflug ins avantgardistische All, etwas ratlos bei György Ligetis (1923-2006) „Atmosphéres“, mit anerkennendem Respekt für Robin Holloways ((1943) Uraufführung von „For ever singing as they shine“ und mit Begeisterung für Gustav Holsts (1874-1934) „Die Planeten“.
Den Reiseführer für diesen außergewöhnlichen, gewagten, aber überaus lohnenden Ausflug in „Unendliche Weiten“ hatte Generalmusikdirektor Rasmus Baumann geschrieben. Mit dem Taktstock durch den Weltraum führen musste allerdings ein anderer. Eckehard Stier sprang kurzfristig für den erkrankten „General“ ein und leitete die groß besetzte Philharmonie auf Tempi drängend, aufmerksam und sicher durch einen modernen Musikkosmos mit cineastischen Dimensionen. Der junge Dresdener, der bereits im letzten Jahr souverän seine Visitenkarte beim Landesorchester abgegeben hatte, gilt als einer der kommenden Größen auf den Podien der Welt.
Vom Planetarium auf die Leinwand gezaubert
Die Tür in neue Klangräume öffnete am Montag der Ungar Ligeti. Das kurze, minimalistische, lichte Werk scheint irgendwo im Nichts zu beginnen und in einem diffusen Nebel wieder zu entschweben. Die Philharmoniker finden zu sehr sinnlichen Klangflächen, lassen es mal schrill gleißen, mal düster vibrieren.
Klänge, die Filmemacher ebenso inspirierten wie Gustav Holsts magische sinfonische Suite „Die Planeten“, uraufgeführt 1920. Spätromantisch opulent und mit dynamischem Spannungsaufbau erklangen die sieben nach Planeten benannten Sätze, bildlich vom Recklinghäuser Planetarium auf die Leinwand gezaubert.
Spannender Höhepunkt: die Uraufführung des vitalen „Concertante for Organ and Orchestra“ op. 126“ des Briten Robin Holloway. Seine Sicht auf den Himmel dominiert der sakrale Klang einer Orgel, virtuos gespielt von Bernhard Buttmann, und ein Sound, der die Gestirne tanzen und strahlen lässt. Den Anfang und das Ende markiert ein dissonanter Urknall. Der Komponist selbst war zu Gast im Musiktheater, nahm den Beifall dankbar entgegen.