Gelsenkirchen. . Wenn Heldentaten auf Liebetragödien treffen, heißt es „MiR goes Film“. Am Pult springt Kapellmeister Bernhard Stengel für den erkrankten Rasmus Baumann ein
Wenn der Soundtrack klassischer Leinwanddramen im Konzertsaal erklingt, dann entsteht Kino im Kopf, dann werden Erinnerungen wach an Heldentaten, Liebestragödien und Zukunftsvisionen. Wenn es im Musiktheater im Revier einmal mehr „MiR goes Film“ heißt, dann strömen die Fans ins Opernhaus, wie am Ostermontag beim seit Wochen ausverkauften Konzert der Neuen Philharmonie Westfalen.
Die aufgefrischte Wiederaufnahme des Konzertes „Ben Hur meets Gladiator“ aus dem Jahre 2009 feierte als Sonderveranstaltung die legendären Leinwandhelden erneut mit allem üppigen, sinfonischen Pomp. Dass das wirkliche Leben aber manchmal andere Drehbücher schreibt, musste Intendant Michael Schulz gleich zu Beginn des Abends verkünden. Eine schwere Erkältung hatte Generalmusikdirektor Rasmus Baumann, Initiator der Erfolgsreihe, niedergestreckt. Für die Programmgestalter ein unverhoffter Filmriss. Doch der noch am Konzertmorgen informierte Kapellmeister Bernhard Stengel sprang kurzfristig ein und stand am Abend als Ersatzmann souverän am Pult. Eine eher undankbare Aufgabe, die Stengel überaus professionell, penibel und zuverlässig löste. Am Programm erfolgten nur minimale Striche. Und natürlich fehlten der swingende Hüftschwung und die kleinen Sprünge des filmbegeisterten „Generals“.
Titelmelodien aus den James-Bond-Bestsellern
Ansonsten: ein sinfonisch glänzendes Hollywood-Konzert im Cinemascope-Stil und funkelndem Big Band-Sound mit Jazz-Anklängen. Die Bühne in ganzer Breite besetzt, selbst Flügel und E-Gitarre fehlten nicht, von einer gut aufgelegten Neuen Philharmonie Westfalen, im Hintergrund tiefenwirksame Lichteffekte auf einer Leinwand oder Standbilder aus Filmszenen.
So kehrten Ben Hur und Spiderman, E.T. und die Blues Brothers klanggewaltig aus der Traumfabrik auf die Bühne zurück. Mit hohem Wiedererkennungseffekt, denn welcher Cineast erkennt und genießt sie nicht, die Titelmelodien aus den James-Bond-Bestsellern oder die wehmütige Melodie, die einst Kevin Kostner in „Der mit dem Wolf tanzt“ begleitete? Für solistischen Glanz sorgten immer wieder die Bläser. Wunderbar das Solo-Saxophon im Pink Panther-Motiv.
Sebastian Schwab rundet Gesamterlebnis ab
Als versierter und humorvoller Begleiter bei der Reise durch die Filmwelten erwies sich einmal mehr Intendant Michael Schulz in der Rolle des eloquenten Moderators und Quizmasters, der Treffer aus dem Publikum prompt mit „fliegenden“ Ostereiern belohnte. Bei Fragen wie „Welche Schauspieler spielten ,Die Glorreichen Sieben?‘“ ließen sich die Zuschauer nicht lange lumpen und landeten allesamt kundig Volltreffer. Punkten konnte Schulz mit Plaudereien aus eigenen, frühen Kino-Erlebnissen. Mit der Liebe zum Außerirdischen E.T. zum Beispiel. Eine berühmte Fahrradszene habe er einst mit seinem jüngeren Bruder nachgestellt, der dabei in hohem Bogen aus dem Radkorb flog. Ein mögliches Trauma: „Er wurde später Orthopäde.“
Das Gesamterlebnis rundeten die Auftritte des Schauspielers Sebastian Schwab ab, der Texte aus den Filmen rezitierte. Eine kurzweilige Symbiose aus Kino, Klassik und Show, die begeisterte, und die auch Ostern traditionsgemäß mit der „Forrest Gump“-Suite endete.