Gelsenkirchen. . Beim Projekt „Joblinge“kümmern sich Mentoren um junge Menschen ohne Perspektive. Zwischen Dirk Schulz und Marcel Nesper hat alles gestimmt

Es gibt Lebensläufe, die verlaufen nicht so, wie es ein zukünftiger Chef bei seinen Arbeitnehmern vielleicht gerne hätte. Beim Arbeitsamt ist man nur eine Nummer – die Motivation junger Schulabbrecher und Arbeitslosen ist eher gering. Das Selbstwertgefühl sinkt, oftmals verfallen die Betroffenen in einen Resignation. Das Projekt „Joblinge“ hält dagegen. Viele Unternehmen beteiligen sich mittlerweile an der Initiative.

Der Grundgedanke ist eher simpel. Arbeitslose und Jugendliche, die sich im Selbstfindungsmodus befinden und bei der Agentur für Arbeit gemeldet sind, können über das Projekt Mentoren zur Seite gestellt bekommen.

Dirk Schulz, Personalleiter bei TRW Automotive in Schalke, hat sich als Mentor bei der Plattform gemeldet. „Es ist ein ganz neuer Ansatz, das Verhältnis zwischen beiden Partnern steht im Vordergrund“, so Schulz. „Man trifft sich außer der Reihe privat, unternimmt viel und lernt sich kennen.“ Dass das Verhältnis von Mentor und „Mentee“, wie der Zögling im Programm genannt wird, zu einem Arbeitsverhältnis führt, ist dabei eigentlich nicht angedacht. Über sechs Monate führen die jeweiligen Partner eine freundschaftliche, lockere Beziehung, wobei der Mentor schon seine Position zu bestimmten Inhalten klar macht und dem jeweiligen Mentee Tipps mit auf den Weg bringt.

Freundschaftliches Verhältnis

Bei Dirk Schulz und Marcel Nesper war es tatsächlich der Zufall, dass sie sich im Betrieb wieder getroffen haben. Dirk als Mentor, Marcel als Jobling. Auch heute haben sie noch ein freundschaftliches Verhältnis, duzen und herzen sich. Nichtsdestotrotz war Marcel eines wichtig: „Ich habe mich bei mehreren Firmen beworben und da war halt auch TRW Automotive in Schalke dabei. Ich habe Dirk aber sofort gesagt, dass er sich da raus halten soll, ich wollte keine Extra-Wurst“, sagt Marcel. „Ohnehin hätte das auch gar nichts gebracht“, ergänzt Schulz. Denn bei ihm landen eigentlich nur die Verträge zum Unterschreiben auf dem Tisch. „Aber ich bin dennoch sehr froh und auch stolz, dass Marcel bei uns gelandet ist und kann nur allen Personalleitern, Unternehmensführern raten, sich diesem Projekt anzuschließen.“

Es sei auch für Schulz als Personalleiter eine ganz neue Erfahrung gewesen, die ihn sehr geerdet habe. „Ich persönlich hatte wirklich immer Glück in meinem Leben“, so Schulz. „Es war für mich eine wichtige Erfahrung jemanden wie Marcel kennen zu lernen, der nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens gestanden hat.“ So hätte ihn der Ehrgeiz des jungen Mannes, der vieles in seinem Leben gesehen und nie aufgegeben hat, sehr imponiert. Und dass er trotz aller Rückschläge ehrenamtlich bei der Awo gearbeitet hat, anstatt die Hände in den Schoß zu legen.

Die beiden im Grunde so unterschiedlichen Männer sind sich im Nachhinein in zwei Dingen einig: Zunächst ist eine wachsende und dann eine sehr innige Freundschaft entstanden. „Es stimmte einfach alles von Anfang an“, sind sich beide einig.