Gelsenkirchen.. Küppersbusch bietet jungen Leuten Einblick in die Großküchentechnik. Für die Besucher ist die Visite Teil des Programms, das ihre Ausbildungschancen verbessern soll.

Marc-Oliver Schneider ist Diplom-Ingenieur, seit gut zwei Jahren ist er der Chef der Küppersbusch-Großküchentechnik. Schneider ist auch ehrenamtlicher Mentor – und an diesem Vormittag zudem Werksführer für eine Gruppe „Joblinge“.

15 junge Leute aus Gelsenkirchen sind zu Besuch im Traditions-Unternehmen in der Feldmark. Im Schulungszentrum wird ihnen der Betrieb vorgestellt, später trifft man sich dort auch wieder zum gemeinsamen Mittagessen und einer abschließenden Gesprächsrunde. Zwischendurch geht es rüber in die Werkshallen an der Fürstinnenstraße. Im Schnelldurchlauf sehen die jungen Leute, wie – vom Herd bis zum Rühwerkskessel im XXL-Format – die weltweit gefragten Zutaten für die Profi-Küchen in Hotels, Kantinen oder Catering-Unternehmen gefertigt werden.

Einblick über die Noten hinaus

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Geschäftsführer © Funke Foto Services | Funke Foto Services

Die Besucher sind hier allesamt auch auf der Suche nach Berufsperspektiven, in der Hoffnung auf einen Ausbildungsplatz, auf eine berufliche Zukunft. Mit der hat es bisher für die zehn jungen Männer und fünf Frauen aus unterschiedlichsten Gründen gehapert. Verschiedenste Schulabschlüsse haben sie, selbst Studien-Abbrecher sind dabei, auch einige, die schon eine Lehre hinter sich haben. Aber gefühlt eben die falsche, um darauf ein Arbeitsleben aufzubauen. Wie Janina, die eine Ausbildung als Personaldienstleistungskauffrau hinter sich hat, aber nun wieder auf der Suche ist. „Mein Fachabi war ‘ne Katastrophe“ gesteht sie, die normalen Bewerbungsverfahren endeten entsprechend früh für sie. „Aber hier im Programm können sich Betriebe ein Bild über das Zeugnis hinaus von der Person machen, sonst wird ja doch eher nur auf die Noten geguckt“, sagt die 22-Jährige. Einen tieferen Einblick zu bekommen, schätzt ein 24-Jähriger ebenso wie die individuelle Betreuung an den „Joblingen“. „Viele wissen ja nicht was sie werden wollen, da hilft es, unterschiedliche Betriebe zu sehen.“ Ein halbes Jahr lang werden sie jetzt ihre Chancen optimieren können – mit Firmenbesuchen, vertiefenden Praktika, mit Bewerbungstrainings und Betreuung auch über Lehrbeginn hinaus.

Deshalb sind sie alle bei den „Joblingen“ gelandet. Die Vorauswahl trifft das Jobcenter, aber die Jugendlichen müssen sich bewerben und schließlich über ein dreitägiges Sozialprojekt qualifizieren, erklärt Sigrid Ernst, Unternehmenskoordinatorin bei den „Joblingen“ Gelsenkirchen, das Verfahren. Firmen von Gelsenwasser über die Volksbank bis eben zu Küppersbusch fördern das Projekt, stellen auch Mentoren für die „Joblinge“. Mehr dürfen es werden. Das Projekt ist auf Unterstützung der Unternehmen und ein breites Netzwerk angewiesen, um erfolgreich zu sein. Die aktuelle Gruppe ist die mittlerweile sechste, die das Programm durchläuft. „Wir haben bislang eine Vermittlungsquote von 75 Prozent“, sagt Ernst. Auch bei Küppersbusch ist ein „Jobling“ in der Ausbildung gelandet.

In Teilen umgestellt auf Inselfertigung

„Küppersbusch kommt aus Gelsenkirchen, und wir wollen etwas für Jugendliche aus Gelsenkirchen tun“, erklärt Marketing-Managerin Kathrin Foremny das Engagement für „Joblinge“. Derzeit hat Küppersbusch drei Auszubildende im gewerblichen Bereich in der Großküchentechnik, zwei in der Hausgerätesparte.

Im Einschicht-Betrieb wird aktuell in der Großküchentechnik produziert. Derzeit wieder 146 Mitarbeiter beschäftigt der Bereich, der nach dem Insolvenzverfahren 2013 einen Neustart hinlegte. Marc-Oliver Schneider, seit Oktober 2013 in der Verantwortung, formulierte damals den Anspruch, die „führende Marktposition als Hersteller von professionellen Küchenblöcken und thermischen Koch- und Gargeräten“ weiter auszubauen.

Einher ging damit die Neustrukturierung des Betriebs, auch bei den Produktionsabläufen. „Inselfertigung“ (in vier Bereichen, die intern „Sylt“ oder „Norderney“ getauft wurden) erhöht die Flexibilität und Produktivität sowie die Unabhängigkeit von Fließband-Prozessen. Zudem tummelt sich Küppersbusch verstärkt international. Deutschland, so Foremny, „ist unser Hauptmarkt, aber wir sind auch ziemlich aktiv in den Vereinigten Arabischen Emiraten, sehen aber auch gute Möglichkeiten in Asien.“ Potenzielle Kunden: Hotels, aber vor allem Cateringfirmen für Airlines.

Joblinge haben ihren Sitz auf der Bahnhofstraße

Die Joblinge gAG Ruhr ist seit Februar 2014 in Gelsenkirchen aktiv. Ein Netzwerk aus Partnerunternehmen unterstützt über Spenden die Arbeit vor Ort, Privatpersonen bringen sich ehrenamtlich als Mentoren oder Trainer ein. Begleitet werden junge Erwachsene auf ihrem Weg in eine Berufsausbildung, die bislang keinen Zugang zum regulären Ausbildungsmarkt hatten.

Kontakt: T. 0209 519 59 700, Bahnhofstraße 10, www.joblinge.de