Gelsenkirchen. . Eine Foto-Ausstellung im Gelsenkirchener Berufskolleg Königstraße befasst sich mit kulturellen Besonderheiten in Europa. Und den Menschen.

„Mich hat die Aktualität an der ganzen Sache gereizt“, sagt Ulrich Gröning und zeigt auf eine der rund 100 Fotografien, die er bis zum 10. Mai im Berufskolleg an der Königstraße ausstellt. Ein Detailaufnahme aus der „China8“-Ausstellung im vergangenen Jahr im Kunstmuseum ist darauf zu sehen. Der Bildausschnitt ist so gewählt, dass man den Ort nicht erkannt hätte, stünde er nicht daneben. Ein anderer Blick auf Dinge, diese Eigenschaft zeichnet Grönings Bilder aus.

Über dem Foto und unter ihm, links und rechts davon: weitere Bilder – aus Dover, Lubljana oder Venedig – alle fotografiert in den vergangenen zehn Jahren, alle irgendwo aufgenommen in Europa. Und Europa, das ist für Ulrich Gröning in diesen Zeiten ein Thema aktueller denn je.

Visueller Ansatz nur der Anfang

Schüler des Berufskollegs sollen die Ausstellung nach und nach ergänzen.
Schüler des Berufskollegs sollen die Ausstellung nach und nach ergänzen. © Foto: Martin Möller / Funke Fot

Unter dem Titel „Europa auf den Punkt gebracht – Vielfalt bereichert, Einfalt verarmt“ zeigt die Ausstellung Fotos, die die kulturellen Besonderheit Europas aufzeigen. Der pensionierte Lehrer und seine Tochter Katja Gröning, die aktuell am Kolleg unterrichtet, haben die Ausstellung gemeinsam konzipiert. Katja Gröning am Berufskolleg Königstraße auch Leiterin der schulischen Europagruppe, die sich seit fast drei Jahren zum Beispiel um europaweite Austausche oder Praktika bemüht. Die sich mit Chancen auseinandersetzt, die durch Europa erst entstehen konnten.

Ulrich Gröning zeigt auf seinen Bilder zum Beispiel, wie sich der Strukturwandel im belgischen Charlerois gestaltet hat, stellt diesen dem im Ruhrgebiet bildlich gegenüber. „Gezeigt werden aber auch sozialkritische Probleme, die für uns eigenartig anmuten“, erklärt der Hobbyfotograf. Auf einem Bild ist das Haus des belgischen Massenmörders Marc Dutroux zu sehen, in dem zwölf Kinder verhungerten. „Es erhielt eine buntgestaltete, neue Fassade – bildende Künstler und Literaten gestalteten die Umgebung“, erzählt Gröning. Und ist überzeugt davon, dass das in Deutschland nicht möglich gewesen wäre. „Hier hätte man das Gebäude abgerissen.“

Porträts auf Umzugskarton geklebt, weil die Situation der Menschen offen ist

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Auch zeigt die Ausstellung Porträts: Von Menschen, die jetzt in Gelsenkirchen leben, eigentlich aber aus Afghanistan, Albanien oder Syrien kommen. Menschen, die in Europa ein Zuhause suchen. Die Porträts sind auf Umzugskartons geklebt, „weil die Situation für die Menschen noch unklar ist“, erklärt Gröning den künstlerischen Ansatz.

„Vielfalt ist eine Chance für uns“, glaubt der 69-jährige Gröning. Auch Schulleiterin Hannelore Pohl und Katja Gröning sind davon überzeugt. Die Chancen wollen sie ihren Schülern mittels der Ausstellung aufzeigen, wollen aber auch im Unterricht weiter zum Thema Europa arbeiten. Enden soll das Projekt am 2. Mai – da nämlich ist bundesweit EU-Projekttag an Schulen.

„Unser visueller Ansatz jetzt ist nur der Anfang“, erklärt Katja Gröning. Mit ihren Schülern arbeiten sie und ihre Kollegen im Politik- und Gesellschaftsunterricht weiter zum Thema Europa: Was bedeutet Europa, was haben wir davon, warum sollte man sich für Europa engagieren – das sollen die Schüler in diesem Monat lernen. Auch lässt Katja Gröning die Klassen selbst kreativ werden: Bis zu 16 weitere Fotografien sollen die Ausstellung am Ende schmücken. Die Bilder sollen zeigen, was die Schülerschaft an der Königstraße unter Vielfalt versteht.