Gelsenkirchen. Das 7. Sinfoniekonzert begeisterte das Publikum im gut besuchten Musiktheater im Revier.

„Aus der Neueren Welt“ hieß es zum 7. Sinfoniekonzert der Neuen Philharmonie Westfalen am Montagabend im Musiktheater im Revier. Das mutige Programm des Generalmusikdirektors Rasmus Baumann präsentiert gleich drei Werke moderner Klassik in einem Konzert - belohnt von einem fast ausverkauften Haus mit vielen jüngeren Besuchern, neugierig auf die Musik von zeitgenössischen US-Amerikanern.

Ein pulsierendes Kontinuum von Schlagwerken und Harfe eröffnet den Abend, John Adams (*1947) lässt darüber Bläser aus der Ferne dialogieren, darunter ein fast körperloser Teppich von Streichern. Eine Traumwelt aus Watte, die sich wellenförmig dem unbarmherzigen Ticken der Zeit stellt. Baumann lässt an den Vierminüter ein weiteres Werk Adams fast nahtlos anschließen, „Short Ride in a Fast Machine“ als Kontrapunkt ist rasant und mächtig, das gewaltige Crescendo im Finale endet mit einem voluminösen Paukenschlag. Die sechs Schlagwerker spielen eine tragende Rolle, kommen ungestüm zum Einsatz.

Samuel Barber als Höhepunkt

In der Sinfonie Nr. 2 für Klavier und Orchester von Leonard Bernstein (1918-1990) mit dem großartigen Pianisten Christian G. Nagel zeigen sie die gesamte Palette der Percussionseffekte, dort wuchtig, dann wieder wunderbar zart im Zusammenspiel mit Klavier und einem einzelnen zupfenden Kontrabass. „The Age of Anxiety“ ist passagenweise wahrhaft bedrückend, drohende Bläser, aufschreiende Streicher. Baumann gräbt mit dem Taktstock tief in den Wunden einer zerberstenden Welt. Und doch bietet Bernstein auch kurz wiegende melancholische Zwischenwürfe, die von den unendlichen Weiten des „Landes der unbegrenzten Möglichkeiten“ erzählen.

Höhepunkt des Abends ist sicherlich das Konzert für Violoncello und Orchester a-moll von Samuel Barber (1910-1981) mit dem charismatischen Solisten Alban Gerhardt. Welch ein Spiegel dieses „Amerikas“, innovativ. Gerhardt verinnerlicht eine Zerrissenheit, energisches Oktavenspiel, hier lyrisch klagend im Duett mit der Klarinette, dort schroff und dissonant in kurzen Solo-Takten.

Gerhardts Cello springt von der Filmdiva der 1940er Jahre zum Donnergrollen einer Apokalypse. „Zum Entspannen ein bisschen Bach“, verspricht der Virtuose nach Barbers letzter Sequenz als Zugabe. Seine Interpretation des Präludiums aus der „Suite Nr. 6 D-Dur“ spinnt brillant den Faden weiter.