Gelsenkirchen. Thomas Wroblewski (51) hat vor eineinhalb Jahren eine ehrenamtliche Aufgabe gesucht – und gefunden.

Thomas Wroblewski weiß gar nicht mehr genau, wann und wo es war, „aber ich bin mal auf eine Geschichte rund ums Ehrenamt gestoßen“. Sein Interesse war geweckt. Er suchte also im Internet nach „Ehrenamt in Gelsenkirchen“ – und war sprachlos: Rund 200 Möglichkeiten, sich ehrenamtlich in ganz unterschiedlichen Bereichen zu engagieren, fand er auf Anhieb. Darunter eine Offerte folgenden Inhalts: „Zuverlässige Kontaktperson außerhalb der Wohngruppe gesucht.“

Wroblewski nahm Kontakt zu der Einrichtung für Kinder und Jugendliche in Horst und ihrer Leiterin Elisabeth Gieseler auf. Fast eineinhalb Jahre ist das nun her. Die Gruppe nahm sein Angebot zur ehrenamtlichen Mitarbeit an. Nicht sofort, weil es gerade einen Wechsel in der Gruppe gegeben hatte.

Ein Ehrenamt mit festem Regelwerk

Immer mittwochs ab 17 Uhr, manchmal auch bei speziellen Aktionen der Gruppe am Wochenende, schenkt Thomas Wroblewski ein paar Stunden seiner Zeit unentgeltlich den acht Kindern und Jugendlichen zwischen sieben und 18 Jahren.

Wer aber nun glaubt, der 51-Jährige zeichne sich durch Erfahrungen mit eigenen Kindern oder aber einen entsprechenden Beruf – etwa Sozialarbeiter oder Pädagoge – für sein Ehrenamt aus, liegt völlig daneben. Der Gelsenkirchener mit Wohnsitz in Bismarck ist Projektleiter eines Planungsbüros für Gebäudetechnik, hat selbst keine Kinder. „Und meine beiden Patenkinder sind inzwischen erwachsen.“ Er lacht.

Ja, die Situation sei für ihn anfangs schon ungewohnt gewesen. Denn: „Sonst sage ich den anderen, was sie zu tun haben; hier muss ich mich an die Regeln der Wohngruppe halten“, erzählt er von seinen Anfängen. Also heißt für die Kinder auch bei Kumpel Thomas ein Nein wirklich nein. Wie bei den Betreuerinnen halt. „Und wenn ich sage, wir sind um 18 Uhr wieder zurück, dann sind wir das auch.“

Einsatz ist von der aktuellen Situation abhängig

Kinder und Wohngruppen-Team gewöhnten sich bei seinen ersten Besuchen schnell an ihn – und umgekehrt. Sein privates Umfeld reagierte ebenfalls positiv und äußerst interessiert. „Viele sagen, sie finden das gut, dass ich mich ehrenamtlich engagiere“, erzählt Wroblewski. Wie dieses Engagement aussieht, sei immer von der Situation und dem Bedarf abhängig. „Das kann Abholdienst sein, der Toberaum oder Shoppen.“ Oder, wie an dem Mittwoch, als wir Thomas Wroblewski in der Wohngruppe besuchen, für Martin (Name geändert) schwarze Bügelperlen aus dem bunten Perlentopf fischen. „Thomas ist mein Freund“, unterstreicht der Junge, wie wichtig für ihn der Besuch des 51-Jährigen ist.

„Bei uns arbeiten zwei Männer, die sehr verschieden sind“, berichtet Elisabeth Gieseler. „Für die Kinder, die keinen Kontakt zum Vater haben, ist der dritte Mann ganz wichtig.“ Ehrenamtlicher Einsatz sei ihr auch deshalb wichtig, weil es ihr auch um die Transparenz der Wohngruppe gehe.

Die Kinder drängeln, Thomas Wroblewski geht in die Küche, schaut, was er heute mit wem unternehmen kann. Er hat Freude bei seinem Einsatz. Und „ans Aufhören habe ich noch nie gedacht“.