Gelsenkirchen. . Babyzeit-Partner wie Ulrike Göbe sind ein bis zwei Jahre bei jungen Eltern aktiv. Sie wollen in den Familien helfen, aber nicht erziehen.
„Ich bin jetzt die neue Oma in der Familie.“ So stellt Ulrike Göbe sich vor, wenn sie zum ersten Mal bei einer neuen Familie klingelt. Die 55-Jährige hilft als Babyzeit-Partnerin. Das heißt, dass sie Eltern mit ihrem Baby unterstützt – möglichst unbürokratisch. Das Awo-Projekt gibt es im fünften Jahr.
Ulrike Göbe ist seit Mitte 2013 dabei. Aufmerksam geworden auf das Projekt ist die dreifache Mutter über einen Zeitungsaufruf. Ihre erste Familie war eine türkische mit zwei Kindern, Göbe hat sie ein Jahr lang betreut. „Das war ein Einblick in eine andere Kultur, ein anderes Umfeld. Einfach schön, ich hatte viel Spaß.“
Wenn Ulrike Göbe zum ersten Mal zu einer Familie geht, ist sie dabei nicht allein. Seit 2016 begleitet Petra Schröder die Ehrenamtlichen zum Kennenlernen. „Um zu gucken, ob es passt zwischen Familie und Babyzeit-Partner“, erklärt sie. Um Rahmenbedingungen zu klären: was erwartet die Familie vom Babyzeit-Partner und was ist der wiederum bereit zu leisten?
Kinder spielerisch miteinbeziehen
Schröder ist dafür zuständig, das Projekt zu koordinieren, Fortbildungsangebote für die Ehrenamtler zu finden, sie bedarfsgerecht zu schulen. „Zum Thema Kindeswohlgefährdung oder zur Ersten Hilfe am Kleinkind.“ Auch sorgt sie für einen regelmäßigen Austausch zwischen Babyzeit-Partnern. Momentan sind das elf; allesamt Frauen, alle haben eigene Kinder. „Natürlich ist das ganz klar ein Frauenthema“, gibt Martina Leßmann von der Awo-Familienbildung zu. Männliche Interessenten weise man nicht ab – jedoch sei es schwieriger, für diese Familien zu finden. „Bislang wurden nur Frauen angefragt“, sagt Leßmann.
Wenn es dann gefunkt hat zwischen Familie und Ehrenamtler, besucht Ulrike Göbe die Eltern einmal pro Woche vormittags. Da die gelernte Kinderkrankenschwester noch als Arzthelferin arbeitet, passt sie ihre Besuche an die Arbeit an. Was sie vor Ort macht? „Zum Beispiel Socken sortieren.“ Socken sortieren? „Ja.“ Göbe lacht. Und erklärt, dass sie die Kinder spielerisch mit einbezogen hätte. „Guck mal, Mama, jetzt haben wir ganz viele neue Socken“, habe das Mädchen der Mutter erfreut zugerufen. Es sind diese kleinen Momente.
„Wir sind keine günstigen Haushaltshilfen und wir wollen auch nicht erziehen“, betont Göbe. „Wir wollen Erfahrung weitergeben.“ Spielen, Malen, Lesen mit den Kleinkindern. Die Eltern entlasten. „Was die dann mit der freien Zeit anfangen, ist mir eigentlich egal. Hauptsache, sie können kurz ausspannen“, sagt Göbe. Gerne geht sie mit den Kindern auch nach draußen, auf den Spielplatz. „Das braucht natürlich Vertrauen“, erklärt sie. Das brauche Zeit. Was Göbe über die Jahre festgestellt hat: „Wenn die Kinder Vertrauen gefasst haben zu mir, dann sind auch die Mütter relativ entspannt. Man bekommt viel zurück“, sagt Göbe und lächelt. Das mache ihr Ehrenamt so erstrebenswert.