Gelsenkirchen. „Ich fühle mich hier zuhause“sagt Ulrike Nafe über ihre ehrenamtliche Arbeit im Liebfrauenstift in Schalke. Auch die formale Ebene in dem Heim stimme.
„Du machst etwas, das Sinn macht. Das kannst du nicht mit einer Gehaltsabrechnung vergleichen“, sagt Ulrike Nafe über ihre ehrenamtliche Arbeit. Seit knapp einem Jahr hilft die 63-Jährige im Alten- und Pflegeheim Liebfrauenstift in Schalke und tut hier „alles, was man als Ehrenamtlicher so machen kann“.
Seit ein paar Wochen kümmert sie sich vor allem um Maria Schmidt. Ein bis zwei Mal pro Woche besucht Nafe die 81-Jährige, immer montags geht es gemeinsam in den Gottesdienst in der Kapelle, ansonsten gerne an die frische Luft. Sobald das Wetter sich bessert, wollen beide längere Touren durch die Stadt unternehmen. Und heute, da sollte eigentlich der Schrank aufgeräumt und ausgemistet werden – aber die Zeitung ist ja da. Deshalb wird das verschoben.
Die Chemie stimmt
Dafür habe Ulrike Nafe ihr die Haare eben noch schön gemacht, erzählt Maria Schmidt und lacht. Schnell merkt man: Die Chemie zwischen den beiden stimmt. „Wir haben unsere Liebe zueinander entdeckt“, sagt Seniorin Schmidt und lacht wieder. „Frau Schmidt ist lebendig und interessiert. Die hat so eine Aura. Die können sie eigentlich immer in den Arm nehmen“, sagt Nafe und tätschelt die Schulter der Pensionärin.
Nafe hat bis zu ihrer Rente selbst mit Senioren gearbeitet: Auf der Diakoniestation West bei den Ambulanten Diensten. Danach zu Hause zu bleiben, kam für die Gelsenkirchenerin nicht in Frage. Über die Ehrenamtsagentur ist sie schließlich zur Freiwilligenarbeit im Liebfrauenstift gelangt. Derzeit engagieren sich dort 34 Menschen unterschiedlichster Altersgruppen und Nationen. Auch zwei junge Albaner helfen hier, der eine ehrenamtlich, der andere wird in Kürze eine Ausbildung zum Krankenpfleger im Stift beginnen, erzählt Nafe.
Ein Kuss auf die Stirn
Neben ihrem Ehrenamt im Seniorenstift hat Nafe regelmäßig Kontakt zu der Familie. Sie wohnt in ihrer Nachbarschaft, trägt den Nachnamen Lala und hofft auf Bleiberecht, ist aber von Abschiebung bedroht, weil ihre Heimat als sicheres Herkunftsland gilt (die WAZ berichtete). Erst kürzlich hat Nafe den Erlös einer Wohnungsauflösung an die Familie weitergegeben. Ihr Lohn: Ein Kuss auf die Stirn. „Das ist in Albanien eine große Ehrerweisung“, erklärt Nafe, die immer noch sichtlich gerührt sei, wenn sie an den Moment zurückdenke.
Und weil ja aller guten Dinge Drei sind, hat Nafe noch ein weiteres ehrenamtliches Standbein: Die Arbeit in der Evangelischen Emmausgemeinde. Dort organisiert sie seit 2011Veranstaltungen, wie den Trödelmarkt am vergangenen Wochenende; „Organisieren, das ist meine Lieblingsaufgabe.“ Außerdem hilft sie dort bei der redaktionellen Arbeit. Ein Leben ohne Ehrenamt? „Diese alltäglichen Arbeiten – die würden mich nicht befriedigen“, sagt Nafe.