Gelsenkirchen. Die IG Metall hatte vor dem Hintergrund der Vaillant-Pläne zum Alternativkongress eingeladen. Das Unternehmen will seinen Standort bis 2018 schließen.

Keine Maus hätte mehr reingepasst: Über 150 Menschen haben sich am Samstag wortreich und leidenschaftlich gegen die Schließung des Vaillant-Werks in Gelsenkirchen ausgesprochen und bei der IG Metall über Strategien diskutiert, wie das Aus abgewendet werden könnte. „Die Teilnahme ist überwältigend“, freute sich IG Metall-Bevollmächtigter Robert Sadowsky, Organisator und Moderator des Treffens.

Von Bezirksvertretern über Landtags- und Bundestagsabgeordnete verschiedener Parteien waren viele Politiker gekommen. Auch Gewerkschafter aus anderen Unternehmen, Kollegen vom Werk in Remscheid und auch welche, die zu Vaillant in Konkurrenz stehen. Darunter Willy Rauf. „Die Vaillant-Werkschließung ist ein Skandal. Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen.“ Viel Beifall gab es für Raufs. Auch für Ugur Coskou, Betriebsratsmitglied von ZFTRW: „Es ist eine europäische Frage. Die Kollegen in der Slowakei arbeiten für einen Hungerlohn.“

Genau das könnte der Hebel sein, an dem die Gegner der drohenden Schließung ansetzten: Hat Vaillant Subvention und andere Fördermittel beantragt, um in Osteuropa zu investieren? Will kassieren, obwohl es dem Unternehmen gut geht und Gelsenkirchen selbst ein Standort ist, der gefördert werden muss, da in den letzten Jahrzehnten über 70 000 Stellen im Montan-Bereich verloren gingen? Bisher hat der Konzern verneint, für seine Pläne in der Slowakei Fördermitttel beantragt zu haben.

Yasemin Rosenau, Vaillant-Betriebsratsvorsitzende, erhielt viel Zustimmung und Beifall für ihren Einsatz. Sie fragte: „Wie kann ein Unternehmen, das am Standort Gelsenkirchen erfolgreich arbeitet und dort noch nie rote Zahlen geschrieben hat, den Laden einfach dicht machen?“

Interessanter Standort Gelsenkirchen

Die Betriebsräte haben ein Konzept entwickelt, das zurzeit in Remscheid vom Unternehmen geprüft wird. Ihre Alternativ-Vorschläge: Gelsenkirchen soll zum Kompetenzzentrum für innovative, qualitativ hochwertige Produkte ausgebaut werden, auf regenerative Energien setzen. Das Werk soll erhalten werden mit Rohre- und -Ersatzteilefertigung und Solarthermie. Dafür warb auch Rainer Schiffkowski von der städtischen Wirtschaftsförderung. Gelsenkirchen habe viele Gewerbeflächen, gute Verkehrsanbindungen und die zentrale Lage zu bieten. Ulrich Eickelmann, Generalsekretär von Industriall, dem europäischen Dachverband von 190 gewerkschaftlichen Gruppen mit sieben Millionen Mitgliedern, ging noch weiter: „Gelsenkirchen gehört im Ruhrgebiet zu den interessantesten Standorten. In einem US-Wirtschaftsmagazin gehört das Revier mit der Ile de France bei Paris und Südengland zu den wichtigsten Entwicklungsgebieten, noch vor Baden-Württemberg.“

In GE wären bei einer Schließung 200 Mitarbeiter betroffen. Ihre Vertreter und der Vaillant-Vorstand wollen Anfang April über die alternativen Ideen des Betriebsrats sprechen. Am Samstag wurde beim Kongress eine Resolution verabschiedet, sich um Unterstützung an die Landes- und die Bundesregierung zu wenden.

Vaillant-Sprecher weist Kritik zurück

Dr. Jens Wichtermann, Direktor Unternehmenskommunikation der Vaillant-Group, reagiert auf Kritik am Unternehmen und an den Schließungsplänen. Dass Vaillant bei einer Produktionsverlagerung nach Osteuropa mit Subventionen rechne, stimme nicht. „Wir haben weder Subventionen beantragt, noch erhalten. Wir planen auch nicht, Subventionen zu beantragen“, betont Wichtermann gegenüber der WAZ. Es gehe Vaillant bei der Verlagerung von Hocheffizienztechnologien aus Gelsenkirchen darum, die künftig eng mit der Entwicklung in Remscheid zu produzieren. Dazu investieren wir 54 Millionen Euro an unserem Stammsitz. In unser Werk in der Slowakei verlagern wir einfache Komponenten und Zubehöre“.

Vaillant verfolge selbstverständlich weiter die Strategie, auf „innovative, umweltfreundliche Produkte zu setzen“. Künftig sollen sie in Remscheid gefertigt werden „Auch Wärmepumpen und Kraft-Wärmekoppelungsanlagen, wie sie bisher in Gelsenkirchen gefertigt wurden“, betont der Firmensprecher. Und auch den Vorwurf, Vaillant sei für die Stadtspitze nicht zu sprechen, kontert Wichtermann. Kontakte mit dem Oberbürgermeister und der Wirtschaftsförderung habe es im November und Dezember gegeben – damals auch mit NRW-Wirtschaftsminister Duin.