Gelsenkirchen. . Durch den Emscher-Umbau entsteht am Hüller Bach ein besonderes unterirdisches Bauwerk. Es nimmt drei Stauraumkanäle auf und beinhaltet neben zwei Regenwasserbehandlungsanlagen auch drei Pumpwerke.
Es ist ein horizontlos anmutender Tage im Februar. Grau der nasse Asphalt, grau der Himmel über Bismarck. Dazwischen eine Regenwand, mal intensiver, mal feiner strukturiert, die Konturen verschwinden lässt.
Der Blick an der Grimbergstraße, massivst beansprucht als holprige Umleitungsstrecke für die Bismarckstraße, fällt in ein Loch: Im wahrsten Sinne des Wortes! Denn auch hier, am Hüller Bach, buddelt die Emschergenossenschaft in Gelsenkirchen nach Kräften in die Tiefe. Während aber an der Emscher in Sutum eine echte Landmarke entsteht, die einmal für Besucher geöffnet werden soll, wird diese einzigartige Anlage im Verborgenen bleiben.
Drei Pumpwerke
Der Emscherumbau ist die Ursache. Im Rahmen dieser Arbeiten entstehe am Hüller Bach „aktuell ein besonderes unterirdisches Bauwerk“, berichtet Pressesprecher Ilias Abawi. In Form und Funktion, beschreibt er, sei es einzigartig: „Es nimmt drei Stauraumkanäle auf und beinhaltet neben zwei Regenwasserbehandlungsanlagen auch drei Pumpwerke.“ Die Arbeiten der Emschergenossenschaft liefen planmäßig, sagt der Sprecher auch. Vielleicht schwebt ihm bei diesem Hinweis der Endausbau des Abwasserkanals Emscher vor Augen, einem 423 Millionen Euro-Projekt. Das ruht bekanntlich, weil es einen Meinungsstreit zwischen der Genossenschaft und der Baufirma Wayss & Freytag über die Vergütung zusätzlicher Leistungen gibt.
Zurück zum Abwasserkanal: Der verläuft parallel zum Hüller Bach, wie ein „unterirdischer Zwilling“. Er ist acht Kilometer lang und hat einen Innendurchmesser von bis zu zwei Metern. Die Emschergenossenschaft baut ihn entgegen der Fließrichtung ab der Emscher-Mündung des Hüller Bachs in Richtung Süden. Ein Viertel ist fertig. „Aktuell läuft ein Vortrieb von Kilometer 2 bis 3,85“, erläutert Abawi. Die Aufträge für die weiteren Abschnitte sollen in diesem Jahr vergeben werden.
Gut vorangeschritten ist laut Emschergenossenschaft der Bau der Abwasserkanäle an den seitlichen Einleitungen in den Hüller Bach: ein rund 630 Meter langer Kanal vom Pumpwerk Gelsenkirchen-Kleine Emscher an der Bismarckstraße bis zur Grimbergstraße sei bereits komplett fertig, heißt es.
Fertigstellung für 2017 geplant
Darüber hinaus werden zwei übereinander liegende und jeweils 835 Meter lange unterirdische Kanäle – ein Regenwasser- und ein Mischwasserkanal mit Innendurchmesser von 1,60 Metern – vom Pumpwerk Herne-Unser Fritz bis an die Grimbergstraße gebaut. Der Mischwasserkanal ist längst fertig, „der Regenwasserkanal ist erst kürzlich fertig verlegt worden – hier finden aber noch Ausbauarbeiten am Schachtbauwerk statt“, erklärt Ilias Abawi.
Im Bereich der Grimbergstraße, südlich der Zoom Erlebniswelt, münden alle drei Abwasserkanäle sowie der Regenwasserkanal in ein Bauwerk, das aufgrund seiner Funktionalität wohl seines Gleichen sucht. Hier kommen neben dem Stauraumkanal Hüller Bach auch die seitlichen Anbindungen aus den Pumpwerken Gelsenkirchen-Kleine Emscher sowie Herne-Unser Fritz an. Darüber hinaus beinhaltet das Bauwerk drei Pumpwerke. Die Förderhöhen dieser Pumpen liegen zwischen 17 und 24 Meter! Am Bauwerk selber wird zurzeit die zweite Ebene betoniert. Die Fertigstellung der gesamten Anlage ist für 2017 geplant. Derzeit laufen sie planmäßig.
Regenwasser von Abwasser trennen
Zum Gewässersystem des Hüller Bachs gehören unter anderem der Ahbach, der Kabeisemannsbach, der Goldhammer Bach, der Marbach, der Hofsteder Bach sowie der Dorneburger Mühlenbach.
Eine Regenwasserbehandlung dient der Trennung von sauberem Regenwasser von schmutzigem Abwasser. Im Stauraumkanal wird in starken Regenfällen das Mischwasser zunächst „angehalten“ und beruhigt. Dabei kommt die Schwerkraft ins Spiel: Die schwereren Schmutzsedimente setzen sich nach unten ab und können gedrosselt durch eine Ableitung in den Abwasserkanal transportiert werden.
Das oben schwimmende weitestgehend saubere und nicht-klärpflichtige Regenwasser dagegen kann nach Erreichen einer bestimmten Menge und Höhe über eine Entlastungsschwelle ins Gewässer „schwappen“. Auf diese Weise, so die Emschergenossenschaft, erhielten die Emscher-Gewässer sauberes Wasser, während die Abwasserkanäle und die Kläranlagen entlastet würden.
In Richtung Abwasserkanal
Nach der Inbetriebnahme soll zum einem das saubere Regenwasser aus dem Stauraumkanal Hüller Bach sowie aus dem Reinwasserkanal aus Richtung des Pumpwerks Herne-Unser Fritz und das saubere Regenwasser aus den Stauraumkanälen Herne-Unser Fritz und Gelsenkirchen-Kleine Emscher in das vom Abwasser befreite Gewässer Hüller Bach gepumpt werden.
Der Abwasseranteil aus dem Stauraumkanal Hüller Bach sowie aus den Abwasserkanälen vom Pumpwerk Gelsenkirchen-Kleine Emscher und vom Pumpwerk Herne-Unser Fritz wird laut Emschergenossenschaft über einen weiteren Schmutzwasserkanal in Richtung des großen Abwasserkanals Emscher („Emscherschnellweg unter Tage“) gepumpt. Dieser wiederum befördert das Schmutzwasser zu den Kläranlagen in Bottrop und Dinslaken.