Gelsenkirchen. . Gelsenkirchen hat es am Dienstag mal wieder in die regionalen Nachrichten geschafft.
Gelsenkirchen hat es am Dienstag mal wieder in die regionalen Nachrichten geschafft: Gemeinsam mit Mülheim an der Ruhr verzeichnet die Stadt in einer saisonal ohnehin schwierigen Phase bezogen auf das Ruhrgebiet den größten Einbruch bei der Arbeitslosenquote. 15,5 Prozent beträgt die laut Arbeitsagentur für den Monat Januar 2016 – 0,5 Prozentpunkte mehr als im Dezember. In absoluten Zahlen betrachtet: 19 433 Frauen und Männer waren arbeitslos gemeldet, 537 mehr als im Vormonat.
Karl Tymister, Leiter der Agentur, bezeichnet diese Entwicklung als saisontypisch: „Höhere Zugänge im Anschluss an eine Erwerbstätigkeit oder Ausbildung sind für den Monat Januar üblich. Gründe sind unter anderem der Kündigungstermin zum Jahresende sowie das Auslaufen des Weihnachtsgeschäftes im Einzelhandel.“ Zudem hätten sich junge Menschen nach dem Ende ihrer zweieinhalb- oder dreieinhalbjährigen Ausbildung gemeldet. Ein weiterer Baustein für die stark gestiegene Quote: Im Januar nahmen deutlich weniger Menschen an Programmen des Integrationscenters für Arbeit teil als im Vormonat. In diesem Fall tauchen sie wieder in der Arbeitslosenstatistik auf. Tymisters trüber Ausblick ist dieser: „Jahreszeitlich bedingt muss im Februar mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit gerechnet werden.“
Dass es sich bei dem erheblichen Quotensprung um Saisoneffekte handelt, sehen auch Dr. Christopher Schmitt, Gelsenkirchens Dezernent für Wirtschaftsförderung, und Peter Schnepper, IHK-Geschäftsführer, so. Ihres Wissens würde es keinen konjunkturell bedingten Einbruch und damit keinen außerordentlich zu bewertenden Verlust bei den sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen in der Stadt geben – was die Agentur für Arbeit auf Nachfrage der WAZ bestätigte.
Weiteres Merkmal im Zahlengefüge
Dafür erkennt Schnepper ein weiteres Merkmal in dem Zahlengefüge, das mit verantwortlich für den Trend ist. Dabei handelt es sich im Kern um eine gesamtgesellschaftliche Ursache, die von der Agentur für Arbeit nüchtern so beschrieben wird: Aktuell waren in Gelsenkirchen 5815 Menschen ausländischer Nationalität arbeitslos gemeldet, 310 mehr als im Dezember (+ 5,6 Prozent) und 1314 mehr als vor einem Jahr (+ 29,2 Prozent). Über 200, so die Arbeitsagentur, seien nicht mehr in Maßnahmen des Integrationscenters eingebunden.
Der IHK-Geschäftsführer steht in engem Austausch mit den Unternehmen und weiß, „dass es nicht an der Befähigung der Menschen liegt und auch nicht an dem Willen der Betriebe, beispielsweise Zuwanderer aus dem Bereich EU-Ost zu beschäftigen“. Es sei die Sprachbarriere, die das größte Hindernis darstelle, um die Menschen in einen Job zu bringen: „Die meisten, die eine duale Ausbildung beginnen, sind mindestens zwei Jahre hier. Dann ist die Sprachbarriere so abgebaut, dass einer Beschäftigung nichts im Wege steht.“
Kommentar: Über die Sprache in den Job
Was gehört zu einer erfolgreichen Integration? Nicht nur der Kriegsflüchtlinge, sondern auch der EU-Bürger, die im Rahmen der Arbeitnehmerfreizügigkeit nach Gelsenkirchen kommen. Eine würdige Unterbringung der Menschen, daran besteht kein Zweifel. Doch eine Eingliederung in unsere Gesellschaft bedeutet mehr, als nur ein Dach über dem Kopf zu haben. Die Sprache zu erlernen, gehört dazu. Das ist der erste Schritt und so wichtig, dass er die Basis für alles Weitere bildet. Auch für Beschäftigung.
Wenn IHK-Geschäftsführer Peter Schnepper also die Sprachbarriere als eine große Hürde aus Sicht der Unternehmen anführt, wenn es um Einstellungen, wenn es um Ausbildung geht, ist das richtig. Miteinander reden zu können, ist am Arbeitsplatz wie im Leben die Grundlage für Gemeinsamkeit. Bei gleicher Qualifikation nimmt man den, der einen versteht. Wenn an dieser Stelle das Wort von einer „importierten Arbeitslosigkeit“ die Runde macht, ist das äußerst sensibel zu behandeln. Aber im Grunde ist es nicht falsch.