Gelsenkirchen. Die Baufirma Wayss & Freytag will Mehraufwand für Leistungen geltend machen und hat die Arbeiten an den Kanalbaustellen in Gelsenkirchen eingestellt.
Als Vorzeige-Milliardenprojekt ohne größere Probleme gilt bislang der Emscher-Umbau in Gelsenkirchen. Im zentralen, 35 Kilometer langen Bauabschnitt 30 zwischen Dortmund und Bottrop arbeitete die Firma Wayss & Freytag den größten Einzelauftrag ab, den die Emschergenossenschaft je vergeben hat. Volumen: 423 Millionen Euro. Nun hakt es beim Ausbau des AKE, des Abwasserkanals Emscher. Wayss & Freytag lässt seit dem Wochenende die Arbeiten ruhen. Offenbar streitet man sich ums Geld.
„Letzte Woche wurde seitens der Baufirma die Arbeit niedergelegt. Es gibt unterschiedliche Auffassungen über die Vergütungen von Leistungen im Rahmen von Vortriebsarbeiten“, so Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. Wayss & Freytag beklage einen Mehraufwand, „den sie vergütet haben möchten“. Bislang, das ist klar, ist man nicht einig geworden. Es hat ein Schlichtungsverfahren gegeben. Ohne Ergebnis.
Bislang 85 Prozent bezahlt
Ende Oktober 2015 feierte die Emschergenossenschaft einen Meilenstein des Emscher-Umbaus. Der Kanaldurchstich im Bauabschnitt 30 war geschafft. Seither lief der Endausbau des Kanals, der nach 2017 die Emscher vom Abwasser befreien soll. Allein diese Arbeiten ruhen derzeit. Bei der Emschergenossenschaft geht man davon aus, dass es nicht zu massiven Zeitverzögerungen kommen wird. Andere Baustellen im Stadtgebiet, beispielsweise am Pumpwerk an den Sutumer Brücken oder am Sellmannsbach laufen weiter. Sie werden von anderen Baufirmen ausgeführt.
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„Die Emschergenossenschaft ist natürlich an einer schnellen Einigung interessiert. Wir sehen uns aber auch als Anwalt der Region und der Gebührenzahler“, betont Abawi. Entsprechend hart wird wohl verhandelt. Bislang hat die Emschergenossenschaft laut Abawi bereits 85 Prozent des Gesamtvolumens von 423 Millionen Euro gezahlt und „zuletzt einen mittleren einstelligen Millionenbetrag als Zeichen des guten Willens“ überwiesen. Die Baufirma wurde „aufgefordert, die Arbeiten schnellstmöglich wieder aufzunehmen“, denn „aus unserer Sicht ist der Schritt nicht nachvollziehbar und unbegründet.“
Bei Wayss & Freytag – das Unternehmen gehört zur niederländischen BAM Group – stellt Unternehmenssprecher Arno Pronk fest, dass der Auftraggeber „zufrieden mit der Qualität unserer Arbeit war“, sei aber der Ansicht, dass es „fair wäre“, wenn Abweichungen von vertraglich vereinbarten Arbeiten entsprechend vergütet würden. Aus Sicht der Baufirma habe das „von einem äußerst erfahrenen deutschen Richter durchgeführte, unverbindliche Schlichtungsverfahren bestätigt, dass es eine Vertragsgrundlage für diese Forderung gibt“.