Gelsenkirchen. . Beim Neujahrsempfang der Grünen ging es auch ein ganz neues Projekt: Gastredner Romeo Franz geht es um Teilhabe für Sinti und Roma.

„Auf ein mutiges 2016“ lautete der Neujahrswunsch der Grünen bei ihrem Neujahrsempfang, zu der sich am Samstag gut 100 Gäste aus Partei, Politik, Verwaltung und Gewerkschaften im Gemeindehaus der Emmaus-Gemeinde einfanden. Vorstandssprecherin Barbara Oehmichen wünschte einleitend vor allem Mut für die anstehenden Arbeitskämpfe. Um die bei Vaillant, für die man 2003 erfolgreich gekämpft hatte, aber auch bei BP.

Sie hoffe, dass das Bürgerengagement durch die Ereignisse in Köln nicht zu stark eingedämmt wird. Und warnte vor den selbsternannten Sheriffs und Bürgerwehren. „Ich als deutsche Frau möchte von denen nicht beschützt werden. Ich möchte auch nicht in der Haut der Polizisten bei ihren Einsätzen stecken“, bekannte Oehmichen.

Gastredner des Empfangs war Romeo Franz, seines Zeichens selbst Grüner, deutscher Sinto, genialer Musiker und Schüler von Django Reinhardt sowie Geschäftsführer der Hildegard-Lagrenne-Stiftung für Bildung, Inklusion und Teilhabe, die sich für Sinti und Roma einsetzt.

In Gelsenkirchen auf eine sehr offene Verwaltung gestoßen

Romeo Franz ist Geschäftsführer der Hildegard Lagrene Stiftung. Als Gastredner beim Neujahrsempfang der Partei Bündnis 90/Die Grünen kündigte er an, gemeinsam mit Gelsenkirchen ein Projekt zur Teilhabe für Sinti und Roma auf den Weg bringen zu wollen.
Romeo Franz ist Geschäftsführer der Hildegard Lagrene Stiftung. Als Gastredner beim Neujahrsempfang der Partei Bündnis 90/Die Grünen kündigte er an, gemeinsam mit Gelsenkirchen ein Projekt zur Teilhabe für Sinti und Roma auf den Weg bringen zu wollen. © Funke Foto Services

Franz selbst stammt aus einer deutschen Sinto-Familie (Sinti gibt es nur in deutschsprachigen Ländern), sein Großvater zog für Deutschland in den ersten Weltkrieg, unter den Nazis jedoch wurden viele Mitglieder seiner Familie umgebracht. Er selbst hat sich nun dem Kampf gegen den auch heute noch weit verbreiteten Anti-Ziganismus verschrieben.

Und diesen will er nun gemeinsam mit der Hildegard-Lagrenne-Stiftung und der Stadt Gelsenkirchen aufnehmen. Hier habe er in ersten Gesprächen „eine sehr offene Verwaltung angetroffen“, wie er gegenüber der WAZ erzählt. Gelsenkirchen könne bei diesem Kampf für Intergration und Miteinander auf Augenhöhe ein Vorbild werden. Nur so könnten Strukturen geschaffen werden, um Inklusion und Teilhabe zu erreichen.

Anti-Ziganismus hat eine 500 Jahre alte Geschichte

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Im Vortrag erklärte Franz die bereits fünf Jahrhunderte währende Geschichte des Anti-Ziganismus und schilderte die extremen Verhältnisse, in denen Roma-Familien in Osteuropa vielfach leben müssen. Nur wenn jeder den Kampf gegen die eigenen Vorurteile aufnehme und mit den zugewanderten Roma gemeinsam auf Augenhöhe Wege aus der Ausgrenzung suche, könne echte Teilhabe gelingen, betonte er.

Ein erster Schritt sei es, gegen Ghettobildung anzukämpfen. Wenn Zuwanderer sich in Gegenden niederließen, die ohnehin als soziale Brennpunkte gelten, sei Integration schwer vermittelbar.