Gelsenkirchen. 15 Menschen sind bei einem Brand in der Nacht zu Sonntag in Gelsenkirchen-Horst verletzt worden. Feuerwehr rettete einige vom Vordach des Nebenhauses.
"Kommen Sie schnell, das ganze Haus brennt!" Dieser Notruf aus einem Mehrfamilienhaus in Gelsenkirchen klang dramatisch – aber am Ende war der Brand schnell gelöscht. Im Hausflur waren laut Polizei mehrere Kinderwagen in Flammen aufgegangen.
Bewohner retten sich aufs Dach des Nachbarhauses
Die Auswirkungen auf die Bewohner waren aber größer als das Feuer vermuten lässt. Als die Feuerwehr gegen 2.20 Uhr zum Brandort an der Essener Straße kam, hatten zwar die viele Mieter das Haus schon verlassen und standen verängstigt auf der Straße. Aber einige hatten sich vor dem starken Rauch aufs Dach eines angrenzenden Hauses gerettet. Die Feuerwehr holte sie mit zwei Drehleitern herunter.
Auch in mehreren Wohnungen warteten noch verzweifelte Bewohner auf Rettung. Der Weg durchs Treppenhaus war ihnen wegen des beißenden Rauchs versperrt.
15 Bewohner, darunter sechs Kinder, kamen mit leichten Rauchvergiftungen ins Krankenhaus. Weitere 40 Menschen wurden während des Einsatzes von der Feuerwehr in einem Bus der Bogestra betreut.Insgesamt 55 Bewohner wurden aus dem verrauchten Haus gerettet. In dem Haus sind 39 Flüchtlinge aus Syrien (in Privatwohnungen), zwei Inder und 23 Deutsche gemeldet.
Sechs Kinder mit Rauchvergiftung im Krankenhaus
Da die Polizei den brennenden Kinderwagen schon vor Eintreffen der Feuerwehr mit einem Feuerlöscher eingedämmt hatte, war die eigentliche Brandbekämpfung schnell erledigt. Als das Treppenhaus wieder rauchfrei war, konnten die unverletzten Bewohner zurück in ihre Wohnungen.
Neben fünf Rettungswagen waren Einsatzkräfte von allen Wachen der Berufsfeuerwehr Gelsenkirchen im Einsatz. Die Freiwillige Feuerwehr hielt währenddessen Stellung in den Feuerwachen, die wegen dieses ersten Großeinsatzes des Jahres 2016 sonst völlig verwaist gewesen wären.
Die Ursache des Brandes ist noch unklar. Die Polizei hat Ermittlungen wegen Brandstiftung aufgenommen. Die ersten Ermittlungen haben ergeben, dass die Haustüre bereits vor den Ereignissen dieser Nacht defekt war und nicht mehr verschlossen werden konnte. Mehr gibt die Kripo noch nicht bekannt. Polizeipräsidentin Anne Heselhaus-Schröer und Oberbürgermeister Frank Baranowski machten sich am Sonntag ein Bild vor Ort. Die Betroffenen werden betreut.
Mögliche Zeugen und Personen, die gegen 2.20 Uhr Verdächtiges beobachtet haben, werden gebeten, sich unter den Telefonnummern 0209/365-8240 (K-Wache) oder -8512 (Staatsschutz) bei der Polizei zu melden.
Update 30. Mai 2016: Wie die Polizei Gelsenkirchen und die Staatsanwaltschaft Essen am Montag erklärten, gehen die Ermittler mittlerweile von einer fahrlässigen Brandstiftung als Ursache aus. Ein Sachverständiger habe bei der Untersuchung des Brandortes keine Hinweise auf einen Brandbeschleuniger gefunden. Außerdem gebe es keine Anhaltspunkte für ein politisches oder fremdenfeindliches Motiv. Die Staatsanwaltschaft Essen hat das Strafverfahren vorläufig eingestellt.