Gelsenkirchen. „Für was würden Sie auf die Straße gehen?“ – Besucher des Musiktheaters im Revier sind aufgefordert, sich an der Aktion 100 Tage, 1000 Meinungen zu beteiligen.
Die Terroranschläge von Paris und Istanbul, die Übergriffe in der Silvesternacht und die Pediga-Demonstrationen haben eine neue Diskussion um Werte und den Umgang mit Ängsten und Freiheit in Gang gesetzt. Doch oft driften diese Diskussionen in den Weiten des Internets ab. Das Musiktheater im Revier möchte die Wertediskussion mit der Aktion „100 Tage, 1000 Meinungen“ direkt hier vor Ort anstoßen.
„Die Idee zu dieser Aktion entstand in Zusammenarbeit mit allen Abteilungen dieses Hauses, denn auch hier wird intern viel über die aktuellen Ereignisse diskutiert“, erzählt MiR-Generalintendant Michael Schulz. Und weiter: „Da das Musiktheater hier in der Stadt ein Ort ist, an dem öffentliche Diskussionen stattfinden und viele Meinungen aufeinander treffen, etwa in den Pausen, wollen wir mit unserer Aktion einen gesellschaftlichen Diskurs anstoßen.“
Alle zwei Wochen eine neue Fragestellung
Beginnend mit dem heutigen Samstag sollen bei den MiR-Veranstaltungen Fragenzettel im Foyer ausgelegt werden. „Die Besucher werden damit aufgefordert, anonym ihre ganz persönlichen Meinungen zu bestimmten Themen aufzuschreiben“, erklärt Michael Schulz. „Alle zwei Wochen wird es eine neue Fragestellung geben, etwa: ‘Was macht Ihnen Angst?’ Oder: ‘Wofür würden Sie auf die Straße gehen?’. Wir wollen die Diskussion dabei gar nicht in eine bestimmte Richtung lenken, es soll einfach ein Diskurs über die Werte in unserer heutigen Gesellschaft angestoßen werden“, so der Generalintendant.
Bis Pfingsten werden die Zettel gesammelt und auf zwei Etagen im Foyer gut sichtbar mit Tesafilm an die Glasrotunde geklebt. Sorge, dass einige Äußerungen rechtsradikal oder ehrverletzend sein könnten, hat Michael Schulz nicht: „Natürlich werden wir strafrechtlich relevante Äußerungen entfernen, aber ansonsten wird es keine Zensur geben.“