Gelsenkirchen. .
In Gelsenkirchen will BP nach Informationen der WAZ etwa 330 bis 340 Stellen abbauen. Allein an den beiden Raffinerie-Niederlassungen in Scholven und Horst – hier arbeiten insgesamt gut 1750 Beschäftigte, davon rund 150 Auszubildende – peilt das britische Unternehmen über diese Maßnahme und weitere Anpassungen eine Kostensenkung in Höhe von circa 60 Millionen Euro pro Jahr an.
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Bereits vor Weihnachten sind die Belegschaften der Gelsenkirchener BP-Raffineriestandorte auf einer Betriebsversammlung von ihrer Geschäftsführung über die Pläne informiert worden; deutschlandweit ist von einem Stellenabbau in Höhe von 800 Arbeitsplätzen die Rede.
Dass nach dieser Ankündigung nicht umgehend ein lautstarker Protest der Beschäftigten und der Gewerkschaft IGBCE erfolgte, ist offenbar der Perspektive geschuldet, keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen. „Das ist das Ziel der Verhandlungen, eine sozialverträgliche Lösung“, bestätigte Thomas Steinberg, Bezirksleiter der IGBCE Gelsenkirchen.
Visionäre und Querdenker gewünscht
Detlef Lüke sitzt als Konzernbeauftragter der Industriegewerkschaft im zentralen Verhandlungsgremium. Er betonte, dass es zudem ein Vorhaben der IGBCE sei, „dass es nicht nur für BP eine Perspektive gibt, sondern auch die Arbeitnehmer einer gesicherten Zukunft in Lohn und Brot entgegen sehen“. Thomas Steinberg meinte dazu: „Wir wollen Visionäre und Querdenker haben, die sich Gedanken um die Zukunft der Gelsenkirchener Standorte und der für unsere Stadt und die Region so wichtigen Industriearbeitsplätze machen.“
Das Statement der BP-Arbeitnehmervertreter aller betroffenen Standorte geht in eine ähnliche Richtung: „Wir fordern Alternativen zum derzeitigen Rationalisierungskonzept sowie den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.“
Wirtschaftsförderung ist aktiv
Günter Pruin (SPD), Vorsitzender des städtischen Wirtschaftsförderungsausschusses, zeigte sich bestürzt. „Die SPD-Fraktion wird auf den BP-Betriebsrat zugehen und das Thema im nächsten Ausschuss besprechen. Es war völlig richtig, auf die Umbau 21-Gesellschaft zu setzen, der ja auch die chemische Industrie angehört.“ Es sei wohl, wie an anderer Stelle auch, leider so, dass Einbrüche bei den Gewinnerwartungen internationaler Konzerne und deren Aktienhaltern unmittelbar auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen würden.
Gelsenkirchens Wirtschaftsdezernent Christopher Schmitt sagte der WAZ: „BP/Ruhr Oel gehört zu den bedeutendsten Arbeitgebern der Stadt. Die Raffinerien im Verbund mit Betrieben der Chemischen Industrie in Gelsenkirchen und im weiteren nördlichen Ruhrgebiet bilden einen wichtigen Teil unseres industriellen Kerns. Diesen Verbund gilt es zu bewahren und zu stärken.“ Aus diesem Grund, so Schmitt, habe die Wirtschaftsförderung im Rahmen des Umbau 21-Prozesses einen Antrag zur Weiterentwicklung des Ruhr-Chemieclusters initiiert, über den in Kürze entschieden werde.
Kommentar: Die Perspektive erscheint trist
Um die Zukunft der industriellen Arbeitsplätze in Gelsenkirchen ist es nicht gut bestellt. Die Hiobsbotschaften reihen sich aneinander. Vaillant steht vor dem Aus. Rund 200 Arbeitsplätze sollen im Jahr 2018 spurlos verschwinden. Bei BP sollen 340 Stellen abgebaut werden, weil der unter Druck geratene britische Mineralölkonzern seine Kosten reduzieren muss. Auch hier werden die Arbeitsplätze, die jetzt wegfallen, womöglich nicht auf Zeit, sondern für immer verloren sein.
Diese Perspektive erscheint trist. Wohin steuert Gelsenkirchen, das schon zwei Titel verloren hat? Den der Stadt der tausend Feuer und den der Solarstadt. Strukturwandel nennt man das, auch heute noch. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sagte am Samstag beim SPD-Neujahrsempfang: „Wir können Strukturwandel.“ Sie sagte auch, dass man im Ruhrgebiet zusammen halte. Angesichts der Gelsenkirchener Situation scheint das mehr denn je dringend nötig zu sein.