Gelsenkirchen. Beim Neujahrskonzert der Neuen Philharmonie Westfalen präsentiert Justus Thorau im Musiktheater im Revier Innovatives zum Jahreswechsel.
. „Walzer ohne Strauß, Oper ohne Gesang – geht das?“, fragt Moderator Markus Wallrafen am Abend des Neujahrstages in die ausverkaufte Runde des Großen Hauses. Das Neujahrskonzert 2016 der Neuen Philharmonie im Musiktheater im Revier präsentiert natürlich die traditionellen „Tanzmusiken“, aber eben in einem hochwertigen Gewand aus Ouvertüren und Opernpassagen.
„Der Barbier von Sevilla“ gibt den dynamischen Auftakt, Vorahnung des Kommenden, Freude und Leid, Schwung und Besinnlichkeit – in der Ouvertüre von Gioachino Rossini steckt alles, was ein neues Jahr so mit sich bringen kann. Souverän am Dirigentenpult vom ersten Moment an Justus Thorau, mit Eleganz entlockt der 29-jährige Berliner dem Orchester die bekannten Themen.
Imposantes Konzert
„Wir freuen uns die Tradition der NPW wieder aufzunehmen, einen Nachwuchsdirigenten mit der Reihe der Neujahrskonzerte zu betrauen“, so Wallrafen. Die kleine Tournee des Orchesters wird es in den kommenden Wochen an elf Spielorte führen. „Eine Rekordzahl“. Harfenklang, Streicher und Holzbläser lassen in einem raffinierten Dialog des „Tanz der Stunden“ ein imaginäres Ballett durch den Saal schweben, Amilcare Ponchiellis Werk besticht dank des Fingerspitzengefühl des Gastdirigenten und der Präzision der Orchestermusiker mit kraftvollen Laut-Leise Dynamiken und einem rasanten Abschluss.
Imposant sind die Walzer aus Charles Gounods Oper „Faust“, große Fülle und Dramatik vor allem mit dem Werk aus dem II. Akt. Ganz anders der Klang der „Bacarole“ von Offenbach, ruhig und verträumt, schöne Solopassagen der ersten Violine inklusive. Wallrafen widmet das venezianische Lied der Gondoliere allen „Frisch-, Wieder- und Ewigverliebten“ , wundert sich aber, warum Gelsenkirchen weniger Touristen anzieht als Venedig. „Wo wir doch das schönste Musiktheater und die Emscher haben.“
Lacher und gute Moderation
Herzliche Lacher – auch die lockere Moderation gehört zum Neujahrskonzert. Nach der Pause präsentiert die NPW die Ouvertüre aus „Ruslan und Ljudmila“ von Michail Glinka. Das detailreiche Werk des Russen, in spielerischer Offenbarung meisterlich ausgeführt, erfordert höchste Konzentration beim Publikum.
Nicht bei allen ist diese vorhanden, etwas Unruhe im Saal stört hier und da. Mit „Polka“ und „Furiant“ aus Smetanas Volksoper „Die verkaufte Braut“ kommt wieder Gleichgewicht in den Abend, bei den „Carmen-Melodien“ nach Bizet summt ab und an jemand mit. Der rauschende Applaus nach dem ebenso rauschenden „Can Can“ aus „Orpheus in der Unterwelt“ wird durch die Zugaben belohnt - Johann Strauß fehlt dann doch nicht ganz bei diesem Neujahrskonzertprogramm. Der Radetzky-Marsch am Ende wird mit stehenden Ovationen minutenlang gefeiert.