Gelsenkirchen. . Große Klassik und heiter Kurzweiliges, besinnliche Geschichten, passendes Ambiente: Das Weihnachtskonzert der Neuen Philharmonie Westfalen.
Alle Jahre wieder zieht das Weihnachtskonzert die Menschen magisch an. Und dem veranstaltenden Verein der Freunde und Förderer der Neuen Philharmonie Westfalen gelang auch es diesmal, den Wunsch nach weihnachtlich üppigem Glitzer-Ambiente, der Sehnsucht nach ein wenig Besinnung und Innehalten zu verbinden mit einer musikalischen Melange aus populären Klassik-Perlen aus Oper und Konzert, traditionellen Liedern, aus schönen Stimmen und außergewöhnlichen Instrumental-Soli. Und dazwischen, auch das eine wunderbare und unverzichtbare Tradition, vorgelesene Weihnachtsgeschichten im Schein der Kerzen vom Recklinghäuser Rezitator Michael van Ahlen.
Auftakt mit großer Klassik und barockem Glanz
Die Musikauswahl, die der Vereinsvorsitzende Dr. Hans-Joachim Gigerl mit feinem Gespür für Glanz und Festlichkeit jenseits des längst in Kaufhäusern und auf Weihnachtsmärkten abgedudelten Repertoires trifft, setzte im ersten Teil vor allem auf die große Klassik. Charmant und kenntnisreich führte auch diesmal wieder Hornist Roland Vesper durchs Programm auf der mit großen Tannenbäumen, weißer Showtreppe, Schlitten und Kerzenleuchtern dekorierten Bühne.
Barocken Glanz intonierten die Orchestermusiker unter der dynamischen, wachen Leitung ihres Generalmusikdirektors Rasmus Baumann mit Georg Friedrich Händels Satz aus der „Feuerwerksmusik“. Solo-Hornist Markus Schleich brillierte mit dem Rondo aus dem Horn-Konzert Nr. 2 von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Chance, sich gleich mit einem kompletten Sinfoniesatz eindringlich vorzustellen, bekam das Orchester mit Beethovens erstem Satz aus seiner schicksalhaften 5. Sinfonie. Für Chopins Walzer op. 64 Nr. legte der Dirigent gar den Taktstock aus der Hand und setzte sich an den Flügel.
Internationale Unterhaltungsmusik, Musicalsounds und ein Akkordeon-Solo
Dass auch Ausflüge in die internationale Unterhaltungsmusik durchaus in ein Weihnachtskonzert passen, bewiesen Werke wie „Hijo de la Luna“, „Donna, Donna“ oder das romantische Werk aus dem Kino-Hit „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Auch mit der „Titanic“ ging dieses Orchester nicht unter. Die Auswahl der Solisten – so außergewöhnlich wie hinreißend. Der junge Finne Petteri Waris überraschte mit einem höchst virtuosen Akkordeon-Solo und das Duo Aciano mit der Geigerin Freya Deiting und der Gitarristin Sandra Wilhelms mit nuanciertem Esprit. Elke Nappers begeisterte ebenso wie Sopranistin Carla Pullen mit kräftigem Musicalsound und Tenor Gustavo Quaresma Ramos mit Schmelz in der Stimme.
Schlagzeuger Torsten Müller lässt als „Type Writer“ die Finger fliegen
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Nicht zu vergessen: der fingerfertige Schlagzeuger Torsten Müller als „Type Writer“ an der klappernden Schreibmaschine. Das Konzert, auch das gute Tradition, klang mit „Stille Nacht, heilige Nacht“ aus. Eines jedoch fehlte diesmal aus dispositorischen Gründen: der Kinderchor. Der Begeisterung tat es keinen Abbruch: Das Publikum applaudierte so lange, dass Rasmann Baumann die Kerzen auspusten musste als Signal fürs endgültige Finale.