Gelsenkirchen. Stadtdirektor Beck sagt: „Wir haben am 17. Dezember 17 Grad. Das heißt, wir müssen uns intensiv um diese Welt kümmern und unser Leben umgestalten.“ Nachhaltigkeit ist sein Thema.

Stadtdirektor Dr. Manfred Beck wurde vom Bundesbildungs- und Forschungsministerium zum Vorsitzenden des Fachforums Kommunen innerhalb des Aktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) berufen. Im Gespräch mit WAZ-Redakteurin Inge Ansahl erläuterte er, was das bedeutet.

Herr Beck, welche konkreten Auswirkungen könnte Ihr Amt als Vorsitzender des Fachforums Kommune für Gelsenkirchen haben?

Dr. Manfred Beck: Die Ernennung beweist, dass Gelsenkirchen inzwischen bundesweit im Bereich der Bildung und BNE einen sehr guten Ruf hat. Daran möchte ich weiter wirken. Durch Reden und Zuhören. Reden über das, was wir in Gelsenkirchen leisten. Die Auswirkung wäre: ein besseres Bild von GE. Und zuhören, was andere tun, um daraus zu lernen. Beides hat positive Auswirkungen – und passt zur lernenden Stadt. Es entstehen wichtige Kontakte beziehungsweise sie werden ausgebaut.

Wie lange beschäftigt sich Gelsenkirchen eigentlich mit Bildung für nachhaltige Entwicklung?

Dr. Beck: Damit haben wir bereits lange, bevor es diesen Begriff überhaupt gab, angefangen. Also weit vor der UN-Dekade 2005 bis 2014, mit der dieser Begriff bekannt wurde. Wir begannen 1997 mit dem Sondierungskreis Lokale Agenda 21. Danach gab es 1998 den einstimmigen Ratsbeschluss zur lokalen Agenda 21 und die folgende Agenda-Arbeit. Hier steckte schon immer BNE drin. Es war da bereits deutlich, dass wir eine nachhaltige Entwicklung einleiten müssen. Und dazu gehört natürlich auch die Bildung für nachhaltige Entwicklung, auch wenn dieser Begriff noch eher zufällig benutzt wurde.

Wie wurde und wird Bildung für Nachhaltigkeit vermittelt?

Dr. Beck: In Arbeitskreisen, in denen Projekte entwickelt wurden in form von learning by doing, in der Erwachsenenbildung sowie besonders auch in den Arbeitskreisen Kinder und Schule. Als dann die UN-Dekade begann, waren wir also gut vorbereitet. Und da wir zielstrebig weiter machten, war es kein Zufall, dass wir vier Mal als UN-Dekadenkommune und 2012 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet wurden.

Wo wird in Gelsenkirchen über Mädchengarten und EnergyLab hinaus BNE sichtbar bzw. erfahrbar?

Dr. Beck: Beim Projekt „Waldwärts“ im Lernort Rhein-Elbe für Kitas und Schulen, beim Ziegenmichel mit beispielsweise den Färbergärten und essbaren Gärten, in Schulen der Zukunft mit BNE-Projekten oder in der Schülerfirma „Mehrwert“ in Hassel. Die VHS bietet den Programmbereich BNE und Agenda 21 an, was in Deutschland einmalig ist. Es gibt das Kolleg 21, das Projekt GutGemischtMobil, die Kreativwerkstatt, das Umweltdiplom, das Seniorennetzwerk in den Stadtteilen, Eine-Welt-Läden, Bildungsnetzwerke in Schalke und Hassel, den Jugendrat und, und, und.

Stichwort Zukunftsstadt 2030+: Wie gut ist Gelsenkirchen am Ende der ersten Wettbewerbsstufe aufgestellt, wie war die Resonanz?

Dr. Beck: Wir fühlen uns sehr gut aufgestellt und greifen mit unserem Schwerpunktthema „Lernende Stadt – Bildung und Partizipation ein zentrales Zukunftsthema auf, das für alle Kommunen relevant ist. Durch Vorträge und Info-Mails wurde die Stadtgesellschaft zum Mitwirken eingeladen. Es gab zwei Zukunftskonferenzen, sieben Expertenworkshops, viele Projekte. Die Resonanz war groß. Wir haben andere Zukunftskommunen – Recklinghausen, Alheim, Perleburg – zum Erfahrungsaustausch eingeladen. Jetzt wird daran gearbeitet, aus all den vielen Beiträgen eine Gesamtvision mit ersten Maßnahmenvorschlägen zu entwickeln. Wir hoffen sehr, dass wir in Wettbewerbsstufe 2 kommen.