Gelsenkirchen. Bürger sollen mit Ideen wieder Leben ins Volkshaus in Gelsenkirchen Rotthausen bringen. Team um Dortmunder Professor Swen Geiss entwickelt Nutzungskonzept.

Leere begegnet heute dem Besucher, wenn er das Volkshaus Rotthausen betritt. Das Bild soll sich ändern, wieder Leben in die frühere Kultur- und Freizeitstätte einziehen. Ein Team um den Dortmunder Professor Swen Geiss brütet über Inhalte eines Nutzungskonzepts, das die Bezirksvertretung Süd im September beschlossen hatte. Mit welchen Veranstaltungen und Akteuren könnte sich das Haus zunächst für einen Testbetrieb wieder in einen zentralen Treffpunkt verwandeln?

Der Wissenschaftler von der Dortmunder Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft baut neben eigenen Ideen auf die Wünsche und Anregungen der Bürger. Sein Credo lautet: „Identifikation durch Beteiligung.“ Ein Meinungsbild konnten sich Professor Geiss und seine Studenten bereits durch Gespräche mit Vereinen, Jugendorganisationen, Kirchenvertretern, Schulen verschaffen.

Wilsberg auf die Bühne holen

Dabei zeigte sich, dass es unterschiedliche Wünsche für Nutzungsintensität und Raumkapazität gibt. Nicht jeder legt Wert auf die Halle mit etwa 400 Plätzen, sucht Nischen eher in kleineren Räumen. Ein Abendprogramm in alleiniger Verantwortung wird kaum ein Veranstalter stemmen können. Für Profis ist der Saal mit seiner bescheidenen Technik ohnehin nicht attraktiv.

So denkt das Team über alternative Nutzungen des Saals in kleineren Segmenten nach. „Geiss: „Wir müssen auch berücksichtigen, dass in Rotthausen bereits drei Säle zur Verfügung stehen. Es kann nicht unser Ziel sein, Konkurrenz zu entwickeln.“ Einige Veranstaltungsformate können sich die Macher bereits vorstellen: Politischer Frühschoppen, Rudelgucken bei Fußballereignissen, Tanzwettbewerbe, Filmabende, Autorenlesungen, Theater oder ein Krimi-Tatort live. Dabei haben Tatortkommissar Martin Wuttke und Privatdetektiv Wilsberg alias Leonard Lansink als hier Gebürtiger beziehungsweise als hier Aufgewachsener einen Bezug zum Stadtteil. Vielleicht, so regten einige Teilnehmer an, könnten die professionellen Ermittler ja als Gäste auf die Rotthauser Bühne geholt werden.

"Nur das Notwendigste investieren"

Ein Chormitglied stellte sich ein Sängerfest im großen Saal vor. Die Interpreten brauchten keine aufwändige Technik, sie stellten sich auf und sängen. „Keine der Ideen ist gesetzt“, macht Geiss klar: „Wir brauchen weitere Anregungen von Kulturschaffenden, Unterstützer beim Bauamt und Akteure im Kultur- und Jugendbereich.“

Newsletter informiert über Fortschritt

Über neue Entwicklungen können sich Bürger unter der Adresse www.testbetrieb-volkshaus.de informieren. Auch Anregungen sind willkommen. Der Newsletter kann ebenfalls bestellt werden.

Der Testbetrieb soll im nächsten Jahr vom 31. Mai bis zum 8. Juni laufen. Für den 6. Februar ist eine Konkretisierungswerkstatt, am 4. März eine Vorschau auf das Programm geplant.

Bezirksbürgermeister Michael Thomas Fath ist überzeugt, dass dem Team wie auch Bürgern in Rotthausen die Ideen nicht ausgehen werden. Geiss und seine Mitstreiter hätten viel Herzblut in das Projekt gesteckt. Wie immer das Ergebnis für den Testbetrieb aussehen mag. Eine kräftige Finanzspritze durch die Stadt ist nicht zu erwarten. Bettina Lenort, Referatsleiterin Hochbau und Liegenschaften, macht deutlich: „Einen Auftrag an Architekten wird es nicht geben. Es nutzt nichts, wenn ein möglicherweise teures Konzept anschließend nicht realisierbar ist. Wir können nur das Notwendigste investieren.“