Gelsenkirchen. Seit vielen Jahren wird darüber diskutiert: Sanierungsstau und fehlende Konzeption. Passiert ist nichts. Jetzt wollen die Rotthauser Akteure anpacken und „ihr“ Haus beleben.
Verwaltung, Politik, Vereine, Bürger – vier Handlungsgruppen, ein Ziel: Das Volkshaus Rotthausen soll endlich aus seinem Dornröschenschlaf erwachen, Foyer und Veranstaltungssaal als Herzstücke neu entdeckt und durch die Umsetzung kreativer Ideen mit Leben gefüllt werden. Einzige Einschränkung: Viel kosten darf diese Experimentierphase nicht. Das ist unter dem Strich das Ergebnis des öffentlichen Ortstermins der Bezirksvertretung Süd am Dienstagabend.
Bettina Lenort, Leiterin der Abteilung Kommunale Gebäudewirtschaft betonte dabei gleich zu Beginn, der Entwicklungsprozess beginne mit Nutzungskonzepten, und erst dann „schauen wir, wie wir das baulich und finanziell hinkriegen“. Man möge nicht vergessen: „Dieses Haus steht in einer Stadt, die kein Geld hat.“
Bühne frei für frische Ideen
Grundlage der lebhaften und durchaus kritischen Diskussion war die „Ideenskizze“ von Prof. Swen Geiss vom Fachbereich Architektur und Ressourcen der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft. Der hatte das unter Denkmalschutz stehende Volkshaus – 1920 und 1921 nach den Plänen des Hans-Sachs-Haus-Architekten Alfred Fischer im Stil des Backstein-Expressionismus gebaut – zuvor unter die Lupe genommen, etwa geschichtliche, architektonische, ökonomische und nutzungstechnische Daten gesammelt.
Und er kam zu dem Schluss, dieses Haus habe echtes Potenzial. Unter dem provisorischen Verlängerungskabel mit daran befestigten Leuchten stehend, konstatierte Geiss: „Das Haus ist nicht perfekt.“ Aber: Brauche man ein perfektes Haus zum Feiern, Reden, zum Singen, Musizieren und . . . ?
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Er skizzierte Wege der gemeinsamen Kommunikation (Workshops, Dialoge), Nutzungs-Experimente (Spielort für Kunst- und Kulturveranstaltungen, Taubenzüchter, Abi-Ball, Hochzeitsfeiern, Trauergesellschaften . . .) und warb dabei immer wieder, alle Akteure aus Rotthausen ins Boot zu holen, um binnen eines Jahres den ersten Testbetrieb (Mai/Juni 2016) mit Ergebnisanalyse über die Bühne zu bringen.
Was an sich schlüssig wie spannend klang, bekam zunächst einmal Gegenwind. Schlechte Akustik, schlechtes Licht, kein behindertengerechtes WC, schlechtes Management in den vergangenen Jahren und Untätigkeit der Stadt mit dem Ergebnis: Sanierungsstau. Bürgermeisterin Martina Rudowitz (SPD) appellierte: „Wir sind hier, um nach vorne zu schauen.“ Was auch geschah. Schon im Dezember soll im ehrwürdigen Saal ein Weihnachtsmarkt stattfinden.
Ideensammler ist Bezirksbürgermeister Michael Thomas Fath.