Gelsenkirchen. . Das Volkshaus Rotthausen könnte viele Geschichten erzählen über sein Innenleben. Doch von der Vergangenheit müssen sich die Bürger verabschieden.
Das Volkshaus Rotthausen könnte viele Geschichten erzählen über sein Innenleben. Doch von der Vergangenheit müssen sich die Bürger verabschieden. Die Bezirksvertretung Süd hat in ihrer Septembersitzung die Entwicklung eines Nutzungskonzeptes beschlossen. Eine führende Rolle, das Haus gedanklich zu erneuern und auf solide Beine zu stellen, hat das Team um Professor Sven Geis von der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft. Der Wissenschaftler stellte der Öffentlichkeit jetzt seine Reaktivierungsstrategie vor.
Die fußt nicht nur auf Ergebnisse von Befragungen, Analysen und eigenen Denkmodellen, sondern in erster Linie auf Vorschläge und Mitarbeit der Bürger. Das Problem: Das Haus trägt sich nicht mehr, für die Stadt ist es ein Zuschussgeschäft. Bettina Lenort, Leiterin des Referats Hochbau/Liegenschaften, versichert, dass auch die Stadt ein Interesse daran habe, das Haus zu erhalten. Es sei allerdings fahrlässig, es heute herzurichten, ohne zu wissen, wie der Betrieb laufen solle. So muss in Zusammenarbeit mit Bürgern unter wissenschaftlicher Begleitung ein tragfähiges qualifiziertes Betriebskonzept entstehen.
Ziel: ein Netzwerk aufbauen
Das fünfköpfige Team um Sven Geis recherchiert im Stadtteil, ermittelt Ansprechpartner, führt Interviews durch, will ein Netzwerk aufbauen. Geis: „Wir glauben, dass die Beteiligung von Nutzern eine entscheidende Rolle für die Zukunft des Hauses spielt. Wir fragen uns, was kann das Haus, wie könnte es später aussehen. Wir wollen die Potenziale zukünftiger Nutzungen erforschen.“ Die Wissenschaftler stellen sich eine gestärkte Verzahnung des Volkshauses mit der Nachbarschaft und dem Stadtteil vor. In Gesprächen, Dialogen, Workshops sollen Meinungen ausgetauscht, Ideen entwickelt werden.
Bei ihrem strategischen Ansatz „Aktivieren, beteiligen, experimentieren“ setzen sie auf die Mitwirkung der Bewohner, auf Vereine, Schulen, lokale Künstler, Gastronomen. Bei Erstellung ihres Konzeptes wollen die Experten auch sozio-ökonomische Aspekte berücksichtigen. Wer benutzt später das Haus, wie groß ist die Resonanz? „Auch Besonderheiten und mögliche bautechnische Hindernisse müssen wir berücksichtigen“, sagt Sven Geis. Dazu gehören auch Abstimmungen mit der Bauaufsicht, der Denkmalpflege wie auch mit dem Immobilienbetrieb.
Traditionen der Vereine berücksichtigen
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Die Ideenliste, womit man das Volkshaus lebendiger machen könnte, ist lang: Cafe, Hochzeitsfeiern, Kunstausstellungen, Lesungen, Volksfest, Tanztee, Dinnerparty oder Abiball gehören zu den Denkmodellen. Bei einem Tatort, so schlug ein Krimifan vor, könnten Besucher den Fernsehabend gemeinsam genießen.
In der Diskussion wurde deutlich, was Bürger von einem Konzept erwarten. Die Vereine, Verbände und Gruppen, die zum Teil seit Jahrzehnten in dem Volkshaus zu Hause sind, möchten auch weiterhin eine Zukunft haben. Für Bettina Lenort richtet sich zwar der Blick nach vorn, nach neuen Ideen bei der räumlichen Nutzung. Doch Traditionen der Vereine, so versichert sie, werde die Stadt berücksichtigen. Lenort: „Wir wollen ihr Vertrauen, das sie uns schenken, nicht enttäuschen.“ Ab Mai nächsten Jahres soll der Testbetrieb laufen, im Herbst will die Stadt einen Förderantrag stellen.