Gelsenkirchen. . Professor Dr. Andreas M. Raffel (46) ist neuer Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Marienhospital. Er will neue Schwerpunkte setzen und alte ausbauen.

Die ersten 100 Tage als Chefarzt hat er hinter sich: Professor Dr. Andreas M. Raffel leitet seit dem 1. September die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Endokrine Chirurgie am Marienhospital Ückendorf. Er habe sich sehr gut eingelebt, ein gutes, offenes Team vorgefunden, betont der Neue. Und er hat bereits neue Schwerpunkte für das Haus auf den Weg gebracht: Die Endokrine Chirurgie vor allem. Schließlich ist er in Gelsenkirchen der einzige Chirurg, der darauf spezialisiert ist.

Am Universitätsklinikum Düsseldorf, wo er 17 Jahre lang arbeitete, zuletzt als Geschäftsführender Oberarzt der Klink für Chirurgie, war ein Endokrines Zentrum angesiedelt. Der 46-jährige Professor ist unter anderem Mitglied der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft für Endokrinologie – wörtlich übersetzt „Lehre von den Hormonen“ – , in Düsseldorf hat er ein Endokrines Tumorsymposion organisiert, viel dazu veröffentlicht.

Für den neuen Schwerpunkt bereits Neurostimulator angeschafft

Prof. Dr. med Andreas Raffel (46) hat sich in Ückendorf bereits gut eingelebt. Er habe ein sehr offenes, gutes Team angetroffen, betont er.
Prof. Dr. med Andreas Raffel (46) hat sich in Ückendorf bereits gut eingelebt. Er habe ein sehr offenes, gutes Team angetroffen, betont er. © Funke Foto Services

Eine entsprechende Ambulanz hat er bereits eingerichtet; schließlich gebe es vor Ort keine niedergelassenen Endokrinologen. Der Kontakt mit den Allgemeinmedizinern sei aufgebaut, mittlerweile gebe es gar Wartelisten bis Ende Januar bei Schilddrüsen-Operationen im Haus. „Unser Ziel ist klar, im Marienhospital ein Endokrines Zentrum aufzubauen. Ich habe in 2000 Operationen an Schilddrüse, Nebenschilddrüse und Bauchspeicheldrüse in Düsseldorf mehrere Techniken entwickelt, möglichst kleine Schnitte zu machen.“ Und Komplikationen zu vermeiden. Dafür wurde neben der für Schilddrüsen-OP unverzichtbaren Lupenbrille auch bereits ein Neurostimulator angeschafft, der eine Schädigung der Stimmbänder verhindern hilft.

Dreifacher Vater und ein glühender Perry-Rhodan-Fan

Weiterer Schwerpunkt des dreifachen Vaters (15, 12 und neun Jahre) und glühenden Perry-Rhodan-Fans: die onkologische Chirurgie. Prof. Raffel schwärmt von der guten Zusammenarbeit und Kommunikation im Marienhospital, mit Kollegen, Mitarbeitern aus der Pflege und auch den anderen Kliniken im Hause. „Mich kann jeder immer ansprechen, das ist mir wichtig!“ betont der Ruhrgebietsfan, der in Bochum studiert hat und in Essen angefangen hat als Arzt. Mit Frau („wir sind seit 27 Jahren zusammen, kennen uns aus unserem Dorf“) und Kindern will er im Frühjahr auch ins Ruhrgebiet ziehen.

Gelsenkirchener Tumorpatienten schieben Arztbesuch zu lange auf

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Aufgefallen ist ihm schon jetzt in Gelsenkirchen, dass die Patienten „hart im Nehmen sind.“ Weshalb sie erst „viel zu spät zum Arzt gehen.“ Viele kämen erst, wenn der Tumor schon groß ist. Dickdarmtumore gebe es in Gelsenkirchen relativ häufig, er habe hier jedoch noch keinen dieser Tumore im ersten Stadium gesehen, so Raffel. Alle seien bereits im fortgeschrittenen Stadium. Was natürlich die Therapie und Heilungschancen erschwert.

Schalke-Trikot von den Kollegen mit Initialen für „Andi Möller Raffel“

Prof. Raffel bei einer Schilddruesen-Operation – mit Lupenbrille. „Ohne die zu arbeiten wäre unverantwortlich“, ist er überzeugt.
Prof. Raffel bei einer Schilddruesen-Operation – mit Lupenbrille. „Ohne die zu arbeiten wäre unverantwortlich“, ist er überzeugt. © Volker Wiciok

Schalke-Fan ist der Professor eigentlich nicht (Mönchengladbach), trotzdem hängt ein Schalketrikot in seinem Büro. Mit den Initialen AMR. „Andi Möller Raffel haben die Kollegen mich getauft. Andreas Martin Raffel heiße ich eigentlich,“ klärt er auf. Die Kollegen, das sind auch fünf weitere Mediziner, die er aus Düsseldorf mitgebracht hat. „Aber es gibt kein Düsseldorfer Team, wir mischen die Operationsteams“, versichert der Professor, dem gutes Miteinander wichtig ist.

Fortführen will er auf jeden Fall die bereits etablierte Adipositaschirurgie im Haus, die 2016 zertifiziert werden soll. „Das ist aufwendiger, als viele glauben. Mit Nachoperationen, Betreuung und Beratung. Aber da ist das Marienhospital gut aufgestellt. Und auch die Selbsthilfegruppe arbeitet vorbildlich, besser als die Düsseldorfer“, lobt er. Ihr hat er übrigens schon in seinen ersten Diensttagen einen Besuch abgestattet. Wie gesagt: Kontakte sind ihm wichtig, zu Kollegen und Patienten.