Gelsenkirchen. 54 Minuten dauerte die Sitzung des Präventionsrates Rotthausen zum Reizthema No go-Areas. Der stellt fest: In Rotthausen gibt es keine solchen rechtsfreien Räume.
54 Minuten dauerte die Sitzung des Präventionsrates Rotthausen zum Reizthema No go-Areas. Das Ergebnis formulierte der Vorsitzende Henning Voß so: „Das Gremium weist die Aussagen des Polizeiberichts auf Schärfste zurück.“ Soll heißen: In Rotthausen gibt es keine solchen rechtsfreien Räume.
Zuvor waren der Bezirkspolizist Bernd Tröster, Frank Hutmacher als Leiter des Kommunalen Ordnungsdienstes, Georg Gerecht vom Bürgerverein Rotthausen, Klaus Koschei vom Rotthauser Netzwerk und Frank Stankiewicz, ehemals leitender Beamter der Polizei Essen, gehört worden. Auch eingeladen: der Leitungsstab der Polizei Gelsenkirchen – der aber hatte laut Voß mit der Begründung abgesagt, man wolle dem Spitzentreffen von Verwaltung und Polizeipräsidium am morgigen Dienstag (15. Dezember) nicht vorgreifen.
Ex-Polizist informiert über die Szene
Bernd Tröster und Frank Hutmacher betonten, dass sie nicht autorisiert seien, für die Polizei oder die Stadt zu sprechen. Persönlich schlossen sie die Existenz „rechtsfreier Räume“ in Gelsenkirchen aus. Zugleich räumten sie ein, dass die Stadt ihre Problemzonen hat, Bereiche, die Bürgern Unbehagen bereiten. Ähnlich äußerten sich Klaus Koschei und Georg Gerecht.
Interessant waren die Informationen des Ex-Polizeibeamten Stankiewicz, der der Einladung des Gelsenkirchener Bezirksbürgermeisters Michael Thomas Fath (SPD) gefolgt war. Er ist mit ihm befreundet. „Mit der Problematik der Familienclans haben wir schon seit Jahren zu tun“, sagte der Ruheständler. Der Feldmarker bezifferte die Größe der Szene, die in der Vergangenheit Teile der Essener Nordstadt, Katernberg und Altendorf in erhebliche Unruhe versetzt hatte, auf 6000 bis 8000 Menschen.
Zusammenhalt wie Pech und Schwefel
In den 1980er-Jahren aus dem Libanon und Syrien geflohen, handele es sich meist um so genannte Mhallami-Kurden, die „zusammenhalten wie Pech und Schwefel“. Zugang von außen: unmöglich. Respekt gegenüber der Obrigkeit: Fehlanzeige. Erst der massive Einsatz einer Hundertschaft und die richterliche Erlaubnis engmaschige Personenkontrollen auch ohne einen Anlass durchzuführen, habe Abhilfe geschaffen. Stankiewicz zeigte auch Lösungswege auf. Als Beispiel nannte er das Netzwerk Katernberg, bestehend aus Schulleitung, Ordnungsamt, Polizei und Staatsanwaltschaft, das schon bei den kleinsten Anzeichen tätig wird.
Michael Thomas Fath warb dafür, die Augen offen zu halten – immerhin „ist die Szene nicht weit weg“. Diese Ansicht war konsensfähig. Zumal Fath erwähnte, dass Grillo-Schüler auf „dem Heimweg zu Fuß oft schon abgezogen worden sind“ und jetzt fast ausschließlich „den ÖPNV nutzten“. Präventionsratsvorsitzender Henning Voß schloss mit den Worten: „Wir sind sensibilisiert. Mag sein, dass uns dieses Problem eines Tages auch erreicht.“