Gelsenkirchen. So ungleich das neue Gelsenkirchener Stadtprinzenpaar auch sein mag, in der Liebe zum Karneval ist es vereint. Ihr Motto: Hand in Hand durchs Narrenland.
„Jedes Jahr habe ich an Karneval zu meiner Freundin gesagt: Einmal im Leben möchte ich Prinzessin sein. Auch in diesem Jahr wieder“, erzählt Cornelia Jackisch mit leuchtenden Augen. „Und jetzt ist es wirklich wahr geworden. Manchmal muss ich mich noch kneifen.“ Denn jetzt ist die Wahl-Münchnerin, die es der Liebe wegen nach Bayern verschlug, Cornelia I., die an der Seite von Philipp I. Danreiter die Narren von der Emscher in den Farben der Erler Funken durch die Session führt.
Die Prinzessin ist wirklich jeck. Denn ganz selbstverständlich nimmt sie die weite Anreise in Kauf, nahm für den Januar sogar unbezahlten Sonderurlaub. Ein außergewöhnliches Anliegen, das die Tollität da dem Chef bei der Deutschen Rentenversicherung Bayern-Süd hatte vortragen müssen. Tatsächlich wurde der Antrag auf Freistellung im ersten Schritt abgelehnt. „Dann habe ich meinen Chef noch einmal gebeten, habe gesagt, ich möchte meinen Traum verwirklichen und ihm erklärt, dass es dabei auch um Brauchtumspflege geht.“ Von der halten die Bayern bekanntlich viel. Dem Antrag wurde doch noch stattgegeben. Der Chef und zahlreiche Kollegen reisten sogar zur Proklamation des Stadtprinzenpaares an.
"Mit meiner Art überzeugt"
Eines eint das ungleiche Prinzenpaar, das 23 Jahre Altersunterschied aufweist. Beide hatten schon im Kindesalter Kontakt zum Karneval. Sie war im Spielmannszug von Erle-Middelich, lief jedes Jahr im Rosenmontagszug mit. Er war sogar schon Kinderprinz.
Ein unvergessliches Erlebnis, das Philipp Danreiter bewog, schon vor rund zwei Jahren eine schriftliche Bewerbung bei seinen Erler Funken einzureichen. „Das ist so üblich“, erklärt er. „Da ging es darum zu sagen, warum man Prinz werden möchte. Ich habe geschrieben, dass ich seit 20 Jahren im Karneval bin, dass ich Kinderprinz war und es mir eine Ehre wäre, meinen Verein zu repräsentieren.“ Schnell stand vereinsintern fest, so viel Liebe zur Narretei solle belohnt werden. „Ich habe wohl mit meiner Art überzeugt“, meint der Triebfahrzeugführer, der Schnellzüge durch die Republik fährt. Auch er musste sich Urlaub nehmen für seinen Lebenstraum. „Die Resonanz unter den Kollegen ist schon positiv – wobei keiner wirklich versteht, warum man so viel Zeit und Geld investiert.“
"Das Höchste, was man als Karnevalist erreichen kann"
Tatsächlich kostet das Ehrenamt. Wie viel, das weiß keiner vorher. Denn die Funken bemühen sich, ihrem Prinzenpaar unter die Arme zu greifen. Das steht und fällt aber mit den Einnahmen. Der teuerste Posten sind die Ornate. Die werden von professionellen und spezialisierten Schneidern maßangefertigt. Schließlich sind sie das royale Outfit. Das bei der Proklamation erstmals auszuführen, krönte den lang ersehnten Moment für die Cornelia I. und Philipp I. im November.
Karneval„Ich hatte schon zwei Wochen vorher Magenschmerzen, konnte nicht mehr schlafen“, erzählt sie. Und sogar er, der sonst als so cool gilt, war nervös. „Das ist ja das Höchste, was man als Karnevalist erreichen kann. In dem Moment der Proklamation war es wie eine Explosion der Gefühle.“ Die fühlte auch die Stadtprinzessin: „Das war ein fantastischer Moment.“ Jetzt überwiegt bei beiden die Vorfreude. Auch wenn man sich nun auch dem bevorstehenden Weihnachtsfest widmen kann. Cornelia I. will aber nicht ausschließen, dass sich zwischen die Weihnachtslieder an den Festtagen auch schon das eine oder andere Karnevalslied mischt.