Gelsenkirchen. 400 Narren feierten das Erwachen des Hoppeditz nach 262 Tagen ohne König Karneval. Das Kinderprinzenpaar übergab in dem Rahmen das Szepter an die Nachfolger.
Dass sich – wenn auch nur ganz kurz – ernste Untertöne ins große Helau mischten, stand zu Beginn der Feier nicht zu vermuten. Von Beginn an herrschte ausgelassene Stimmung. Kaum seinem Dornröschen-artigen Glassarg entstiegen, fand der Hoppeditz natürlich zuerst launige, heitere Worte: zu einem gelb gestrichenen Haus, das von Unbekannten mit blauen Punkten besprenkelt wurde, dem DFB-Skandal um die WM-Vergabe 2006 oder zur kürzlichen Niederlage von Schalke 04 beim BVB. Dann jedoch kam der fleischgewordene Geist des Karnevals zum Thema Flüchtlinge und sagte: „Wir müssen helfen/Seid mal ehrlich/Im Krieg zu leben/Ist gefährlich.“
So fand sich mit Uwe Kordalski von den Erler Funken nach 262 Tagen und Nächten Schlaf (von Aschermittwoch bis zum 11. November) ein ausgesprochen aufgeweckter Hoppeditz, dem auch Joachim Gill, Sprecher des ausrichtenden Festkomitees Gelsenkirchener Karneval, seinen Respekt zollte: „Das ist ein guter Hoppeditz. Der ist schwer in Ordnung.“
Doch die besinnlich-sinnvolle Mahnung an menschliche Solidarität ließ die Gäste nur kurz innehalten. Die dankbare Stille wurde schnell wieder von allgemein geschmetterten „Helau!“ abgelöst.
Unter den 400 an langen Tischen sitzend Feiernden befand sich mit Oberbürgermeister Frank Baranowski und den Bürgermeistern Martina Rudowitz und Werner Wöll auch die Gelsenkirchener „Regierung“.
Verband feiert 60-jähriges Bestehen
Sie erweckten den Eindruck, nicht aus pflichterfüllenden Popularitätsgründen anwesend sein zu müssen, sondern hatten sichtlich Spaß an einer Veranstaltung, zu deren Eröffnung Baranowski „eine spannende Session.“ wünschte. Später verlieh Baranowski die Stadtorden. Unter den Gruppen, die sich unter dem Dach Gelsenkirchener Karneval vereinen, waren u.a. Die Jecken vom Pütt, die Bismarcker Funken und der Karnevals-Club Astoria. Im Gefolge kesser Funkenmariechen gestalteten sie ihren Einzug in den Festsaal beinahe schon pompös und ergreifend.
KarnevalVorgestellt wurde später auch das neue Mottolied des karnevalistischen Verbands, der in diesem Jahr auf sein 60-jähriges Bestehen blicken kann. Passend dazu heißt es „60 Jahre Hand in Hand durchs Narrenland“.
Im Verlauf des bis Mitternacht andauernden Festabends übergab das Kinderprinzenpaar der Session 2014/2015 das „Zepter“ an das neu inthronisierte Duo. Niko II. und Denise I. zeigten sich dabei ebenso bezaubernd wie die Vorgänger Manuel I. und Aylin I. Mit so einem Nachwuchs blickt der Gelsenkirchener Karneval einer „tollen“ Zukunft entgegen.