Gelsenkirchen. . Breite Zustimmung im Gelsendienste-Ausschuss für moderate Erhöhung bei Straßenreinigung und Müll, bei den Bestattungen macht die SPD „schweren Herzens“ den Weg frei.

80.729 201.Euro – die Zahl liegt leicht unter dem Ansatz fürs laufende Jahr und beziffert bis auf den letzten Euro genau den Umsatz, mit dem Gelsendienste für 2016 rechnet. Der Wirtschaftplan wurde Mittwoch im Betriebsausschuss Gelsendienste vorgelegt. Damit er aufgehen kann, werden die Gelsenkirchener stärker zur Kasse gebeten – bei den Gebühren für Straßenreinigung, Müllentsorgung und schließlich auch Beerdigungen.

In Prozenten: Um 6,28 Prozent sollen die Bestattungsgebühren im Schnitt steigen, 1,39 Prozent schlägt die Stadt bei der Abfallentsorgung auf, Straßenreinigung nebst Winterdienst sollen um 2,94 Prozent teurer werden.

50 Prozent sind Urnenbestattungen

Bei 50 Prozent liegt mittlerweile die Zahl der Urnenbestattungen in der Stadt. Tendenz steigend. Städte wie Essen sind bereits bei einem Anteil von 72 Prozent Urnenbestattungen, Leipzig gar bei über 90 Prozent. Doch die Friedhofsinfrastruktur muss weiter gepflegt, die Flächen erhalten werden. Die Friedhofsgebühren steigen entsprechend zum zweiten Mal in Folge deutlich in Gelsenkirchen. Im Rat wird es wohl heute nochmals Diskussionsbedarf geben. CDU und Grüne sind gegen den Aufschlag. „Nur durch Ablehnung ändert sich das Problem nicht. Wir haben in den letzten zehn Jahren versäumt, die Gebühren kontinuierlich der Situation entsprechend anzupassen“, stellt Frank Dupont für die SPD-Fraktion fest, die mit ihrer Ausschuss-Mehrheit „schweren Herzens“ die Erhöhung absegnete. Allerdings soll sich nachhaltig etwas ändern. In nichtöffentlicher Sitzung wurde der Auftrag zur Erarbeitung eines Zukunftskonzepts vergeben.

Einstimmige Voten (beziehungsweise eine Enthaltung) gab es im Ausschuss für die Abfallgebührensatzung und die Erhöhung der Straßenreinigungsgebühr. Vor allem beim Müll, rechnete der neue Gelsendienste-Chef Ulrich W. Husemann in der ersten Sitzung 55 Tage nach seinem Amtsantritt vor, ist Gelsenkirchen konkurrenzlos günstig. „Das kann man wirklich als Gebührenstabilität sehen.“

Ein Rechenbeispiel: Die wöchentliche Abfuhr der 120 Liter-Tonne plus 14-tägliche Leerung der Bio-Tonne kosten 180,55 plus 36,10 Euro im Jahr. Macht in Summe 216,65 Euro. Zum Vergleich: In Bottrop sind für die gleiche Leistung 281 Euro fällig, in Essen 381, in Mülheim 397 und in Düsseldorf 512 Euro.

Ein Musterhaushalt (120-Liter-Tonne plus Biotonne, 15 Frontmeter Straße mit wöchentlicher Reinigung und Winterdienst) zahlt im nächsten Jahr umgerechnet 5,10 Euro mehr als bisher. „Das ist eine Steigerung von 1,51 Prozent. „Ich finde, da kann man nicht von einem zusätzlichen Griff ins Portemonnaie sprechen“, wies Husemann Kritik zurück.

41 Millionen Euro Personalkosten

Mit Beamten (sieben Stellen) und Auszubildenden (30) rechnet Gelsendienste 2016 mit 1125 Stellen im Betrieb. Der Ist-Stand Ende April lag bei 1118 Stellen. Entsprechend hoch ist mit knapp 41 Millionen Euro der Finanzposten für die Personalausgaben.

Auch Kleinvieh, zeigt der Wirtschaftsplan, macht bekanntlich Mist – passenderweise setzt Gelsendienste für die (seit 2012 bewirtschafteten) Toilettenanlagen in der Stadt rund 350 000 Euro als Umsatzerlös an.

Die Gebühren 2016: Ein Überblick

Abfallgebühren 2016: 40 l (z.B.) 14-täglich: 57,15 Euro pro Jahr; 60 l 14-täglich: 75,35 Euro; 80 l 14-täglich 93,55 Euro (-0,4 Prozent); 80 l wöchentlich: 126,65 Euro (unverändert); 120 l wöchentlich: 180,55 Euro (+ 0,7 Prozent; 240 l wöchentlich: 342, 30 Euro (+ 1,4 Prozent); 1100 l wöchentlich: 1553,25 Euro (+1,6 Prozent).

Restmüll bei Eigenkompostierung: 80 l wöchentlich: 121,95 Euro (unverändert; 80 l 14-täglich: 88,85 Euro (-0,3 Prozent; 80 l 4-wöchentlich: 70, 90 Euro (-0,4 Prozent).

Straßenreinigung und Winterdienst: Für eine klassische Wohnstraße betrug die Gebühr 2015 8,23 Euro (6,20 Euro plus 2,03 Euro für Winterdienst), 2016 werden es 8,47 Euro (7,35 plus 1,12 Euro). Der Gebührensatz erhöht sich damit pro Meter um 24 Cent (+2,9 Prozent), bei einer Frontlänge von 15 Metern steigt die Jahresgebühr um 3,60 Euro.

Bestattungen (jeweils mit Nutzungsrecht, Grabbereitung, Trauerhalle etc.) 2016: Erdreihengrab: 2325 Euro (+6,75 Prozent); Erd-Wahlgrab: 3751 Euro (+5,81 Prozent); Urnen-Reihengrab: 1701 Euro (+6,78 Prozent); Urnenbestattung mit Dauergrabpflege: 1758 Euro (+6,61 Prozent).