Gelsenkirchen. Für Gelsenwasser ist die steigende Nitrat-Belastung bislang nicht das Problem. Aber oft müssen Pflanzenschutzmittel mit großem Aufwand ausgefiltert werden.

Die EU erhöht den Druck auf die deutsche Politik. Ihr ist die Nitrat-Belastung im Grundwasser deutlich zu hoch. Hauptursache ist das Überdüngen der Felder mit Millionen Tonnen Gülle aus der Massentierhaltung. Stickstoffhaltige Salze landen in Seen, Flüssen und im Grundwasser. Die Nitratwerte von 50 Milligramm pro Liter sollen nicht überschritten werden, ab 2015, so die EU-Vorgabe, sollten sich die Gewässer in gutem Zustand befinden. Davon ist Deutschland weit entfernt, nun droht ein Vertragsverletzungsverfahren

Durchschnittswerte von 18 Milligramm pro Liter hat die Trinkwasseranalyse bei Gelsenwasser im Jahr 2014 beim Nitrat ergeben. Die Detailanalyse wird regelmäßig als Kundenservice auf der Internetseite des Unternehmens veröffentlicht, auch mit Blick auf Arzneimittelrückstände im Wasser. Kein Problem also für den lokalen Wasserversorger und die Kunden in Gelsenkirchen? Nur bedingt.

Denn die Messungen im Vorfeld ergeben teils wesentlich höhere Nitrat-Belastungen von bis zu 140 Milligramm pro Liter. Doch Gelsenwasser kommt die Form der Aufbereitung entgegen. Am Halterner Stausee (oder auch an der Ruhr) wird Gelsenwasser großteils aus Oberflächenwasser aufbereitet. Hier spielt die „Nitrat nicht so eine Rolle. Es wird abgebaut und kommt nicht in der Stärke in unseren Brunnen an“, so Ulrich Peterwitz, Abteilungsleiter Wasserwirtschaft und im Unternehmen für den Ressourcenschutz zuständig. Doch der Experte macht auch deutlich: „Die Abbaukapazität ist endlich. Deshalb machen wir auch deutlich, dass die Belastung insgesamt viel zu hoch ist.“

Belastungen durch Terbutylazin und Dimethenamid

Mehr zu kämpfen hat Gelsenwasser dagegen seit 2012 wieder mit den Rückständen von Pflanzenschutzmitteln im Trinkwasser-Reservoir. Starker Regen spülte um Haltern am See über die Bäche des Stever- und Mühlbachsystems Pflanzenschutzmittel von den Äckern in die Talsperre. Belastungen durch Terbutylazin und Dimethenamid, Mittel, die im Maisanbau zum Einsatz kommen, wurden festgestellt.

Gelsenwasser musste jeweils mit erhöhtem Aktivkohleeinsatz reagieren. 523 Tonnen über einen Zeitraum von acht Monaten waren allein 2013 notwendig, um das Problem zu lösen. Mehrkosten: rund 500.000 Euro. Zum Vergleich: In den 13 Jahren zuvor wurden im Schnitt etwa 130 Tonnen Aktivkohle benötigt, über vier Jahre war sogar kein Einsatz notwendig. Wenn Gelsenwasser spart, profitieren übrigens die Landwirte von einem Kooperationsvertrag. Er sichert ihnen Fördermittel zu, wenn die Marke für den Konzern unter 100 Tonnen Aktivkohle bleibt.