Gelsenkirchen. Das Geschäftsergebnis der Gelsenwasser AG für das Jahr 2014 ist robust. Sorgen bereiten dem Unternehmen diverse Verhandlungen der EU über Wirtschaftsabkommen.

Der Jahresüberschuss der Gelsenwasser AG für das Jahr 2014 stieg von 89,4 auf 93,0 Millionen Euro. Dieses robuste Ergebnis wurde erzielt, obwohl der Konzern bei Umsatzerlösen von 902 Millionen Euro einen Rückgang von 273,8 Millionen Euro verzeichnete. Der Vorstandsvorsitzende Henning Deters konnte die Gelsenwasser-Aktionäre auf der Hauptversammlung im Schacht Bismarck allerdings beruhigen. Zwar sei für den Rückgang ein niedriges Handelsvolumen im Energiebereich verantwortlich, doch gleichermaßen sei auch der Materialaufwand gesunken. „Auf den Jahresüberschuss hat dies daher keinen nennenswerten Einfluss.“ Die Aktionäre erhalten 21,16 Euro je Aktie ausgezahlt.

21,16 Euro je Aktie

Sorgen bereiten dem Unternehmen internationale politische Projekte, die in Gelsenkirchen bereits den Rat beschäftigten: Die Kürzel lauten TTIP, CETA und TiSA und stehen für Handelsabkommen der EU mit anderen Staaten und Wirtschaftsregionen. Die Faktenlage ist für die Öffentlichkeit und für Unternehmen nur schwer zu bewerten. CETA liegt in der Übersetzung zwar vor, doch TTIP und TiSA erscheinen als geheime Kommandosachen. Dabei geht es an dieser Stelle um so wichtige Bereiche wie den Verbraucherschutz und die kommunale Daseinsvorsorge, etwa die Wasserversorgung und die Sicherung der Qualitätsstandards.

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Nicht von ungefähr sagte Deters am Mittwoch: „Im Jahr 2013 ist es einer breiten Opposition gelungen, dass die Konzessionsvergabe-Richtlinie nicht auf die Wasserversorgung ausgeweitet wurde. Dadurch ist es möglich, dass Kommunen ohne große bürokratische Verfahren ihre Trinkwasserversorgung betreiben oder durch Dritte betreiben lassen können. Dies sollte nicht durch ein Handelsabkommen wie TiSA durch die Hintertür infrage gestellt werden.“

Regulierungen abschaffen

Denn darum geht es bei diesem Abkommen, dass die EU mit 21 anderen Staaten (Kanada, USA, Japan oder Australien) verhandelt: in diversen Dienstleistungsbereichen Liberalisierungen durchzusetzen und Regulierung abzuschaffen.

Die Position von Gelsenwasser formuliert Deters so: „Was für uns nicht verhandelbar ist, sind die Qualitäts-Standards der Trinkwasserversorgung. Hier darf es keine Aufweichung geben. Wer sich zukünftig in Deutschland um Trinkwasser- und Energieversorgung bemühen will, muss auch die technischen Standards beherrschen.“ Wichtig seien geltende Umweltstandards. Laut Deters bestehe Anlass zur Sorge, dass das europäische Prinzip, aus Vorsorge kritische Stoffe in der Anwendung zu verbieten, keinen Bestand haben könnte. In den USA sei die Anwendung des Herbizids Atrazin nicht verboten, in Deutschland schon seit 1986. Der Stoff wurde als Unkrautvernichter verwendet und sei wassergefährdend.

„Sollte das Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Europa infrage gestellt werden, hätte dies fatale Folgen für die Ressource Wasser“, warnt der Vorstandsvorsitzende der Gelsenwasser AG.