Gelsenkirchen. Zad Moultaka, ein gebürtiger Beiruter, der in Paris lebt, begleitet die Proben zur Kinderoper „König Hamed“.
Aus seiner Heimat Beirut kennt Zad Moultaka Terror, Tod durch Mörderbanden und brutale Bombenangriffe. Dass die Bedrohung durch Terroristen nun so massiv auch in seiner Wahlheimat Paris angekommen ist, das macht dem Mann, der soeben eine Märchenoper zum Thema Toleranz komponiert hat, wie vielen Menschen vor allem eines: Angst. Zad Moultakas Oper „König Hamed und Prinzessin Sherifa“ feiert am heutigen Samstag, 21. November, um 16 Uhr Premiere im Kleinen Haus des Musiktheaters im Revier.
Ein Stück, so der 48-jährige Notensetzer, das heute wichtiger sei denn je. Denn dieses orientalische Märchen, gedacht für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren, erzählt von Respekt vorm Anderssein und von Rollenklischees, die es aufzulösen gilt. Seit Mittwoch weilt der Komponist in der Stadt und begleitet die Proben am Musiktheater. Die aktuelle Stimmung in Paris nennt er schrecklich: „Ich wohne genau in dem Viertel, wo die Täter die Menschen in einer Bar erschossen haben. Die Bar, in der ich normalerweise auch am Freitagabend sitze und mich mit Freunden treffe.“
Nicht an diesem Terrorfreitag, da weilte Zad Moultaka gerade in Beirut: „Den ganzen Abend haben mich Freunde angerufen, um zu erfahren, wo ich stecke.“ Inzwischen lebt er wieder dort, wo die Terroristen ihre blutige Spur hinterlassen haben: „Das ist nicht leicht zurzeit, die Straßen sind oft leer. Die Menschen wollen einfach nur leben, normal leben, doch das ist im Moment kaum möglich.“
Liebe siegt über Vorurteile und Intoleranz
Auf die Frage, ob er nun Angst habe, antwortet der Künstler: „Ja, ich habe Angst, es ist einfach ein schrecklicher Krieg.“ Nur wenige Minuten, bevor sein Flugzeit aus Paris in Beirut gelandet sei, habe es dort einen Anschlag gegeben: „Dass der IS nun auch in Europa angekommen ist, ist schrecklich.“
Umso wichtiger sei es, gerade jetzt diese Kinderoper zu produzieren und zu sehen. Uraufgeführt wurde das Stück im Mai am Staatstheater in Mainz. Gelsenkirchen ist die zweite Bühne, auf der es nun zu sehen ist.
Das Spiel erzählt von einem König, den seine Frau betrogen hat und der daraufhin alle Damen des Landes verweist, bis auf seine Mutter. Prinzessin Sherifa aus dem Nachbarland aber will ein Land ohne Frauen nicht akzeptieren, verkleidet sich als Prinz und wird als Mann freundlich vom König aufgenommen. Am Ende siegt die Liebe über Rache, Vorurteile und Intoleranz. Der Komponist sagt dazu: „Die Kinder können mit dem Stück lernen, dass wir alle lernen müssen, Unterschiede bei den Menschen zu akzeptieren.“ Das sei zu jeder Zeit wichtig, „aber heute ganz besonders“.
Nichts ist, wie es scheint
Die Texte stammen aus der Feder von Ina Karr und Andrea Gronemeyer, die Zad Moultaka auf seine ganz besondere Weise vertonte: „Ich kombiniere zeitgenössische klassische Musik mit der traditionellen orientalischen Musik, die sich seit dem 9. Jahrhundert kaum verändert hat.“ So werden sich in dieser Kinderoper Klang und Melodie orientalischer Musik mit europäischen Instrumenten, Spielweisen und Gesang zu einem ganz neuen musikalischen Kosmos vereinen: „Diese Freiheit ist mir wichtig, die Freiheit, einen neuen Weg zu gehen, die guten Teile aus beiden Kulturen zu nehmen und zu verbinden.“
Für den Künstler hat das Komponieren auch eine spirituelle Dimension: „Komponieren heißt für mich, mit anderen Dingen jenseits der Sichtbaren verbunden zu sein.“
Dabei, gibt der Komponist zu, ist seine Musik für die Instrumentalisten durchaus sehr schwer zu spielen. Kinder, davon ist er überzeugt, finden leicht einen Zugang zu den Klängen: „Die sind offen für zeitgenössische Musik.“
Weil nichts ist, wie es scheint, war es auch die Idee des Komponisten, die Männerrolle von einem hohen Countertenor und die Prinzessin von einem tiefen Bariton singen zu lassen.
Inzwischen schreibt Zad Moultaka bereits an seiner zweiten Oper, ebenfalls eine Auftragskomposition. Ansonsten liegen bereits über 100 Kompositionen von ihm vor.
Die Kinderoper rund um den „König Hamed“ feiert am heutigen Samstag um 16 Uhr Premiere im Kleinen Haus des Musiktheaters. Regie führt Carsten Kirchmeyer, es dirigiert Yura Yang.
Die drei Rollen werden gesungen und gespielt von Thomas Diestler, Peter Rembold und Philipp Werner.
Nach der Premiere finden bis zum 20. Dezember insgesamt 17 Aufführungen der Oper statt.
Karten für 7,50 Euro gibt es an der Theaterkasse am Kennedyplatz und unter 0209 4097-200.