Gelsenkirchen. In der neuen Synagoge brachten kreative Jugendliche Tanz, Musik und Nachdenkliches auf die Bühne.
Neun Jugendliche tanzen Hip-Hop auf einer Bühne, gute Choreographie und geschmeidige „Moves“ – interessiert es, wer welcher Religion angehört? Christ, Muslim oder Jude, ansehen kann das den Mädels und Jungs zwischen zwölf und 18 Jahren niemand.
Die Premiere des interkulturellen Jugend-Tanz-Theaters und Musikprojekts „Ich bin. Du bist. Wir sind“ veranschaulicht am Sonntag im Saal der neuen Synagoge an der Georgstraße vor knapp hundert Gästen eindrucksvoll, dass Zusammenleben so einfach sein kann.
Unterstützung von Profis
Wir sind: ein Teil der Gesellschaft. „Die Idee hatten wir in der Jugendförderung im Frühjahr nach den Anschlägen auf die Zeitschrift Charlie Hebdo in Paris“, erläutert Udo Reinmuth. Der Stadtjugendpfleger suchte den Kontakt zur Jüdischen Gemeinde, zum Tossehof und dem Jugendzentrum an der Buerer Straße, um das Projekt der Begegnung von Jugendlichen verschiedenen Glaubens auf den Weg zu bringen.
25 Teilnehmer trafen sich ab April einmal in der Woche, um kreativ zu arbeiten. Milo Brahaj betreute die Gruppe als Tanz-Coach, Ulrich Penquitt im Bereich Schauspiel, Jens Stäbe war Unterstützer bei der Musik und Reimund Neufeld begleitete das Projekt filmisch-dokumentarisch. Geprobt wurde reihum, mal in den städtischen Einrichtungen, mal in der Jüdischen Gemeinde. „Bei einer Probe hier im Haus haben wir unseren Gästen spontan die Synagoge gezeigt, die meisten waren überhaupt zum ersten Mal in einem jüdischen Gotteshaus“, berichtet die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Judith Neuwald-Tassbach.
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„Ich kenne die Bibel und den Koran, jetzt will ich unbedingt die Torah lesen“, sagt Mert Kaya. Der 18-jährige Abiturient aus Buer war früher noch nie an der Georgstraße gewesen. „Dabei leben wir in der gleichen Stadt“. Kaya, Sahra Arslan und Seyda Demirkan begeistern mit einem tollen Gesangsstück. Andere Jugendliche führen Improvisationstheater vor, laufen von rechts nach links an einem „Obdachlosen“ vorbei. Je länger sie ihn anschauen, desto stärker ihre Reaktion. Kratzen, Unwohlsein, Getuschel – obwohl die Person nichts tut, nur da ist, ruft sie negative Reflexe hervor – besser kann das Konzept „Vorurteil“ nicht dargestellt werden.
Konflikte überwinden
Das engagierte Jugendprojekt wird weitergehen, da sind sich alle Beteiligten einig. „Wer gemeinsam Spaß hat, überwindet Konflikte“, ist Reinmuth überzeugt. Und Neuwald-Tassbach erinnert: „Jeder Mensch ist persönlich verantwortlich, die Welt zu verbessern.“ Ein Konzept, das Judentum, Christentum und Islam gleichsam innewohnt. Das muss verbinden.