Gelsenkirchen. Die Proben für das Spektakel mit der Rockband „Coppelius“ laufen auf Hochtouren und mit ihnen gewaltige Bühnen-Maschinen.

Graf Lindorf eiert herum. Der elegante Herr mit dem Zylinder versucht vorsichtig zu beschreiben, wie Steampunk (Dampfpunk) eigentlich klingt. Da springt dem Musiker der Berliner Rockband „Coppelius“ der Schauspieler Rüdiger Frank zur Seite: „Stellen Sie sich einfach vor, was Mozart mit einer elektrischen Gitarre gemacht hätte!“

Zeiten und Stile verschwimmen, wenn die welterste Steampunk-Oper am 14. November Uraufführung feiert und das Musiktheater im Revier verrockt unter Dampf setzt. Die sechs Mannen von Coppelius kommen ohne klassische Rock-instrumente aus, spielen stattdessen Klarinette, Cello, Kontrabass und Schlagzeug. „Die Herren lieben zudem Geschichten!“, lächelt Regisseur Sebastian Schwab. Zusammen mit den Coppelius-Musikern, die sich allesamt eine fiktive Identität aus dem 19. Jahrhundert gegeben haben, entwickelte Schwab das musiktheatralische Spektakel „Klein Zaches, genannt Zinnober“. „Das hat es in der Musikgeschichte noch nie gegeben, dass eine Rockband eine Oper komponiert und diese dann auch noch selbst spielt.“

Dabei dürfen die Herren, stets im schwarzen Gehrock gewandet, nicht nur gemeinsam mit der Neuen Philharmonie Westfalen unter Thomas Rimes musizieren, sondern auch Geschichten erzählen. Die von E.T.A. Hoffmann zum Beispiel, dem Meister der literarischen Romantik. „Für das Projekt stand Hoffmann Pate“, sagt Dramaturgin Juliane Schunke. „Er wird mitspielen und die Zügel in der Hand behalten.“ Das Theater verwebt die Erzählung über den missgestalteten Zaches mit der Autoren-Biografie.

Steampunker kommen in Kostümen

Der nur 1,34 Meter große Schauspieler Rüdiger Frank, seit vielen Jahren gern gesehener Gast auf der Musiktheater-Bühne, wird Klein Zaches und E.T.A. Hoffmann in einer Doppelrolle verkörpern. „Was für eine tolle Metamorphose“, freut sich Frank über seinen Part.

Die Bühne für das außergewöhnliche Spektakel liefert Britta Tönne. Im Mittelpunkt steht eine monströse Dampfmaschine, über der Bühne schweben Zahnräder, Rohre, Haken. Tönne: „Der Zuschauer blickt in das Innere einer Spieluhr.“

Nun, ein wenig verrät Graf Lindorf doch noch über den Sound, auch wenn er sagt, Steampunk passe in keine Schublade: „Es ist Rock auf klassischen Instrumenten und zitiert unterschiedliche Stile.“ Und eigentlich müsse man sich das anhören. Das wollen bislang schon viele, die Vorstellungen sind super gebucht. Schon die Einführungsveranstaltung am Donnerstag stieß auf Rieseninteresse, viele Steampunk-Fans kamen von weither in üppigen, viktorianischen Kostümen.

„Klein Zaches, genannt Zinnober“ feiert am Samstag, 14. November, 19.30 Uhr, Uraufführung im Musiktheater.

Weitere Termine im November: 21., und 29. November. Karten und Info: 0209 4097-200.

Im Oberen Foyer informiert eine Ausstellung mit Fotos, Kostümen und Requisiten, zusammengestellt vom Coppelius-Fanclub, was Steampunk überhaupt ist.